BIM-Monitor 2022/23 erschienen

Die BIM-Methode ist zögerlich im Kommen, zeigt der BIM Monitor 2022/23 von BauInfoConsult und Drees & Sommer - Bild: ME Image/stock.adobe.com
Die BIM-Methode ist zögerlich im Kommen, zeigt der BIM Monitor 2022/23 von BauInfoConsult und Drees & Sommer – Bild: ME Image/stock.adobe.com

CAFM-NEWS – Vom Bund für öffentliche Bauprojekte schon länger verbindlich, nutzt ein Großteil der Architektur- und Ingenieurbüros, Bauunternehmen und Installationsfirmen die digitale Planungsmethode BIM noch nicht. Warum das so ist, das untersucht die Studie BIM-Monitor 2022/23: Trends und Entwicklung der Marktforscher von BauInfoConsult und des Beratungshauses Dress & Sommer. Für sie befragten die Marktforscher über 300 Firmen telefonisch zu ihren Erfahrungen und Einschätzungen zum Thema BIM.

Die Ergebnisse der Erhebung zeigen deutlich: BIM hat einen guten Ruf in der Branche, wird aber oft noch nicht ausschöpfend angewendet. Das meint Alexander Faust, Marktanalyst bei BauInfoConsult, mit Blick auf die Daten der diesjährigen Erhebung.

Erfahrungen mit BIM hat nur ein Fünftel der 300 Befragten – aktuell nutzen also nur 20 Prozent BIM. Dabei liegen die Vorteile der Methode klar auf der Hand: BIM bündelt alle relevanten Daten in einem digitalen Modell, dem digitalen Zwilling des Bauwerks. Da alle wesentlichen Bauakteure in Modellen arbeiten, stehen die dort verarbeiteten Informationen wiederum allen zur Verfügung. Ändert ein Planer beispielsweise den Gebäudegrundriss ab, können die anderen Projektbeteiligten ihre Fachplanung unmittelbar darauf anpassen. Und passen die Entwürfe nicht mehr zusammen, werden diese Kollisionen nicht erst während des Bauprozesses bemerkt, wo sie zu Verzögerungen und gesteigerten Kosten führen.

 

Warum so zögerlich?

Blickt man über die Landesgrenze, fällt auf: In den Niederlanden, in Skandinavien, Großbritannien und den USA ist BIM beispielsweise schon viel weiter. Das führt zu zwei zentralen Fragen: Warum sind die Akteure auf dem deutsche Markt trotz der BIM-Pflicht für öffentliche Bauaufträge weiter so zögerlich? Und was könnte kann helfen, damit BIM auch hierzulande Fahrt aufnimmt?

Die Zahlen des BIM-Monitors 2022/23 verweisen auf Gründe, warum Nutzer derzeit BIM bereits einsetzen. Die drei häufigsten sind:

  • weil es Kunden fordern (36 Prozent)
  • um wettbewerbsfähig zu sein (30 Prozent)
  • um interne Prozesse zu optimieren (30 Prozent).

André Friedel, BIM-Experte bei Drees & Sommer, sieht in den Ergebnissen ein klares Zusammenspiel von Push- und Pullfaktoren: „Die Markterfordernis und die Notwendigkeit, wettbewerbsfähig zu bleiben, lösen den Wandel aus. Optimierung der internen Prozesse und der Bauabläufe sind dann die konsequente Folge und fast schon ein Mitnahmeeffekt.“

 

Kunden müssen BIM einfordern

„Aktuell scheint die Nachfrage- und Kapazitätskrise in der Bauwirtschaft die BIM-Verbreitung noch zu hemmen“, sekundiert Alexander Faust von BauInfoConsult. Erstarkte die Marktnachfrage, werde auch BIM in der Arbeitspraxis umfassender genutzt. Auch das belegen die Zahlen: Wenn BIM als Methode vom Auftraggeber gewünscht ist, sagen

  • 32 Prozent der jetzigen BIM-Nicht-Nutzer, sie würden die Methode einführen,
  • 21 Prozent würden BIM zur Optimierung der Bauabläufe nutzen wollen,
  • 20 Prozent würden BIM einführen, um wettbewerbsfähig zu bleiben,
  • 20Prozent würden wegen Druck des Marktes BIM einführen.

Pros & Cons

Als Vorteile von BIM gelten für die Teilnehmer der Umfrage vor allem das Plus an Effizienz, Kooperation und im Resultat Qualität der Projekte und ihrer Ergebnisse.

Als Hemmnisse sehen die Befragten neben dem Investitionsaufwand die Komplexität des Themas, die für erhöhten Schulungsaufwand sorgt. Die größten Hürden für den Einstieg in BIM liegen mittlerweile vor allem in den notwendigen Veränderungen der Betriebsabläufe und der Mitarbeiteraufgaben.

 

Schreckt der BIM-Schulungsaufwand ab?

Mit 47 Prozent plant fast die Hälfte der Befragten in nächster Zeit in eine umfassende BIM-Weiterbildung für ihre Mitarbeitenden zu investieren. Hier liegt tatsächlich das größte Invest. Dazu hat Drees & sommer festgestellt, dass bei der  strategischen Implementierung digitaler BIM-Prozesse neben der intensiven Schulung der Mitarbeitenden vor Projektstart auch eine fachlich-technische Begleitung über mindestens das erste Pilotprojekt hinweg sehr sinnvoll ist.

 

Weitere Haupt-Ergebnisse des BIM-Monitors:

  1. Jeder fünfte Betrieb arbeitet in seinen Projekten mit BIM – im Schnitt mit einem Anteil der BIM-Projekte am eigenen Unternehmensumsatz von durchschnittlich 31,8 Prozent.
  2. 41,5 Prozent der BIM-Projekte der Bauprozess wird mit einem „digitalen Zwilling“ begleitet.
  3. 32 Prozent der Bauakteure haben Bedarf an Schulungen von Herstellern zur BIM-Nutzung. Bei den konkreten Nutzer von BIM ist der Schulungsbedarf nochmals höher.
  4. Im Vergleich zu 2017 und 2019 ist die Bedeutung der Hersteller-Webseiten für die Suche nach herstellerspezifischen BIM-Objekten erkennbar gestiegen.
  5. Open BIM wird im Schnitt in 59 Prozent der Projekte der BIM-Nutzer standardmäßig erwartet – Hersteller sollten bei der Bereitstellung ihrer Modelle darauf vorbereitet sein

Vorteile sind bekannt

Die Zahlen des BIM Monitors 2022/23 zeigen: Die Vorteile von BIM sind bekannt und in der Branche anerkannt, die unsichere Marktsituation scheint aktuell eine flächendeckende Anwendung zu hemmen. Multiplikatoren von BIM sind vor allem Architekt sowie die Hersteller von BIM-fähiger Software. Auf Auftraggeberseite sind vor allem die öffentlichen Bauherren vertraut mit BIM, gefolgt von gewerblichen Bauherren. BIM wartet also in den Startlöchern – und die Baubranche auf günstigere Zukunftsaussichten, um mit BIM loszulaufen.

 

Über die Studie

Die Studie BIM-Monitor 2022/23: Trends und Entwicklung zeigt den Stand und das Potenzial der BIM-Marktdurchdringung in Deutschland auf. Für den BIM-Monitor 2022/23 kooperierten das Planungs- und Beratungsunternehmen Drees & Sommer und das Düsseldorfer Marktforschungsunternehmen BauInfoConsult, um für die Leser zwei Sichten zur Verfügung zu stellen. Zur Einordnung der jüngsten Ergebnisse werden zudem die Daten der letzten Erhebungen (2017-2019) zum Vergleich herangezogen und die Entwicklung aufgezeigt. Weiter untersucht die Studie, welche Anforderungen insbesondere an Hersteller von Baumaterialien und (Software-)Dienstleister in Bezug auf BIM gestellt werden. Schließlich wird ausgewertet, wie häufig das Potenzial von BIM in der Praxis ausgeschöpft wird, zum Beispiel in Bezug auf

  • integrale Planung/digitaler Zwilling,
  • 3D-Visualisierungen zur Kollisionsprüfung,
  • BIM-Monitoring über den gesamten Lebenszyklus hinweg.

Die Studie ist im Volltext bei BauInfoConsult zum Preis von 2.250 Euro zzgl. Mwst. erhältlich.



Bild: ME Image/stock.adobe.com



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