CAFM-Zahl der Woche: 0

Die CAFM-Zahl der Woche ist die 0 für die Anzahl der Frauen in der Führungsebene - Bild: Alexander Limbach/stock.adobe.com
Die CAFM-Zahl der Woche ist die 0 für die Anzahl der Frauen in der Führungsebene – Bild: Alexander Limbach/stock.adobe.com

CAFM-NEWS – Die CAFM-Zahl dieser Woche ist die 0. Die Zahl der ungeliebten Quoten-Frau. Doch dazu gleich mehr. Weil?

Alles dreht sich um gute Quoten! Bei Sportwetten, bei Klick-Zahlen auf Instagram und anderen Social-Media-Plattformen aber vor allem in der Berufswelt. Stehen die Quoten gut? – Super, dann wird ein Projekt umgesetzt. Stehen sie schlecht, wird eine Idee verworfen.

Doch warum ist eine bindende Quote für Unternehmen nötig, die Frauen in Führungspositionen berücksichtigt und für Chancengleichheit sorgen soll? Und vor allem, warum ist das im Auge der Konzerne keine gute Quote, sondern eher ein schlechter Deal?

Dilemma mit Tradition

Es ist noch immer so: Angaben von Statista zeigen, dass Stand Juni 2021 Frauen zu 83,7 Prozent in erzieherischen, sozialen, hauswirtschaftlichen oder theologischen Bereichen tätig sind und im Gegensatz zu Männern (98,2 Prozent) nur 1,8 Prozent der Frauen im Hoch- und Tiefbau oder nur 8 Prozent in Gebäude- und versorgungstechnischen Berufen beschäftigt sind. Im Facility Management ist von Frauen auch noch wenig zu sehen.

Wirft man auf den jährlichen Branchentreffen einen Blick in die große Runde von mehr als hundert Menschen, sieht man schwarz. Schwarz wegen den vielen Männern in dunklen Anzügen. Frauen sind hier selten gesehen. Das Rollenbild ist also doch immer noch sehr veraltet. Frauen sind aber nicht schlechtere Frauen, weil sie einen handwerklichen Beruf lernen wollen und Männer sind nicht weniger Mann, weil sie sich für Kindererziehung interessieren. Und dieser Wandel muss nicht nur bei den starren Rollenmustern stattfinden, sondern auch in den (geschäfts)führenden Ebenen von Unternehmen.

Ein Bruchteil Frauen

Laut Statista befinden sich in deutschen Unternehmen nämlich mehr Männer in Führungspositionen als Frauen. In Vorständen der Top 200 Unternehmen waren es im Jahr 2021 14,7 Prozent Frauenanteil, in deren Aufsichtsräten 30,4 Prozent und allgemein in Führungspositionen 28,4 Prozent im Jahr 2020. Wie kann das sein? Wo doch der Frauenanteil an Hochschulen im Jahr 2020 bei fast 50 Prozent lag und die Zahl der weiblichen Absolventen sogar die 50 Prozent-Marke überschritt. Absolventinnen sind also genug da.

Wo liegt das Problem?

Dass überhaupt ein paar Frauen in Unternehmen inzwischen an Führungs-Positionen gelangen, verlangt eine festgelegte Quote, die Gremien und Stellen zu einem strikten Prozentsatz mit Frauen besetzen muss. Diese Festlegung nennt sich zweites Führungspositionen-Gesetz (FüPoG II) und wurde im August 2021 erlassen. Ob das nun ein Erfolg oder eher ein Armutszeugnis ist, dass ein solches Gesetz schon oder erst umgesetzt wurde, ist wohl Ansichtssache.

Vor fast 30 Jahren war es noch üblich, dass Frauen mindestens drei Jahre, oft jedoch sogar für immer, Zuhause geblieben sind und die Männer das Geld nach Hause gebracht haben. Doch die Zeiten haben sich geändert. Frauen gehen arbeiten, in Vollzeit, und viele junge Mütter gehen nur noch für ein Jahr in Elternzeit.

Und dennoch ist es nicht möglich Frauen den Weg zu ebnen und sich beruflich zu verwirklichen? Sie bringen auch Ihre Kinder auf die Welt, liebe Herren. Und Frauen tragen außerdem die Zukunft in sich. Jene Zukunft, die einmal für Ihre Rente sorgt und selbst davon – aufgrund des immer später werdenden Renteneintrittsalters – wahrscheinlich nichts mehr haben wird.  Doch zurück zum Gesetz – hier auch eine kleine Anmerkung am Rande: Laut Süddeutsche Zeitung online haben sich vor allem Wirtschaftspolitiker von CSU und CDU als Quotengegner positioniert. Was für ein Zufall!

Zielgröße NULL

Ob das zweite Führungspositionen-Gesetz dennoch die ultimative Lösung ist, lässt sich bezweifeln, denn: „Das Vorhaben der großen Koalition sieht vor, dass in börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten und mehr als drei Vorstandsmitgliedern künftig mindestens eine Frau im Vorstand sitzen muss“, wie aus einem Artikel von welt.de hervorgeht. Und was ist, wenn der Vorstand nur aus zwei Personen besteht oder weniger Mitarbeiter zum Unternehmen gehören? Aber immerhin: EINE Frau.

Unternehmen müssen bereits seit Inkrafttreten des ersten FüPoG 2015 Zielgrößen für die Beteiligung von Frauen in den obersten Führungsebenen angeben. Oft lautete diese Zielgröße Null, wie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend auf ihrer Webseite schreibt. Einfach Null!

Dank des FüPoG II wäre somit ein Anstieg um gefühlt unendliche Prozent mehr Frau gelungen. WOW!

Aber auch hier gibt es natürlich ein Schlupfloch: Unternehmen müssen künftig begründen, warum sie keine Frauen in ihrem Vorstand wollen und dazu einen Bericht verfassen. Doch was sind denn Gründe und warum braucht man denn überhaupt welche? Die Antwort einiger Unternehmen nach einer Insider-Befragung von welt.de  war, dass sie bestehende Verträge mit Vorstandsmitgliedern nicht einfach kurzfristig ändern können. Das ist natürlich klar, der Aufwand wäre gewaltig.

Wichtiger Sidefact – Minderheiten im Betriebsrat

Nicht nur Frauen haben es schwer, anerkannt zu werden. Wie viele Sitze im Betriebsrat für das Minderheitengeschlecht – das hier ausnahmsweise auch männlich sein kann! – vorzusehen sind, errechnet sich nach dem sogenannten d’Hondtschen Höchstzahlenverfahren (§ 5 WO). Doch dieses rechnet nur Männer und Frauen ein. Das Geschlecht Divers wird völlig umgangen, obwohl es doch nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 10. Oktober 2017 rechtlich anerkannt ist. Hier besteht also Handlungsbedarf. 

Ungeliebte Quote

Und nun melden sich teilweise Stimmen, die bekunden, dass es doch Unsinn sei, eine Position zwecks einer Quote mit einer Frau zu besetzen. Das mag richtig sein, vor allem, wenn eine Position aus Pflicht besetzt wird und nicht, weil eine qualifizierte Bewerberin das Amt anstrebt. Noch schlimmer, wenn eine Position mit einer Frau besetzt wird, die dafür nicht geeignet ist. Doch darum geht es überhaupt nicht.

Eine Quote ist deshalb wichtig, weil der Weg für Frauen in Führungspositionen meist versperrt ist und ein Mann es bei gleichen Anforderungen einfacher hat. Man kann sich natürlich gut stellen mit den richtigen Personen, doch ist das keine Garantie. Aber natürlich sind nicht mehr alle Unternehmen von hinter dem Mond und es gibt jene, die sich für Frauen einsetzen. Doch sollte es nicht die Regel werden, dass Frauen sich ein Unternehmen suchen müssen, in welchem sie gesehen und anerkannt werden.

Chancengleichheit für das Wachstum

Und da wir schon kurz vom guten Geld gesprochen haben, könnten wir auch noch die Gehälter betrachten. Der Bruttoverdienst 2020 bei Frauen lag 18 Prozent unter dem der Männer, das macht 4,16 Euro pro Stunde. Dabei sind Frauen eine Bereicherung für Unternehmen. Laut RKW-Studie Frauen in Führungspositionen – Erfolgreiche Unternehmensführung im Mittelstand  wirkt sich ein höherer Frauenanteil in der Führungsetage auf die Kultur und Arbeit im Betrieb sowie auf das Wachstum und den geschäftlichen Erfolg aus.

Zudem sorgen Frauen für frischen Wind und Abwechslung. Unternehmen, die Chancengleichheit gewährleisten, stehen bei jungen, qualifizierten Nachwuchskräften hoch im Kurs und werden in Zukunft in vielen Belangen besser abschneiden als Konzerne mit alten, ausnahmslos männlichen, verkrusteten Strukturen.

Warum Frauen in Führungspositionen gesund und wichtig sind:

  • höhere Meinungsvielfalt auf Top-Management-Ebene
  • bessere Einbindung der weiteren Führungs- und Arbeitsebenen
  • besseres Arbeitgeberimage und erfolgreichere Rekrutierung von motivierten und leistungsstarken Frauen
  • höhere Wirkung und Anerkennung bei weiblichen Kunden
  • bessere Mitarbeitermotivation und verbesserte Arbeitsatmosphäre



Ihre CAFM-Zahl
Kennen Sie auch eine CAFM-Zahl, die Sie vorschlagen möchten? Schreiben Sie uns Ihre Zahl mit Begründung einfach in das Kommentarfeld unter diesem Artikel oder schicken Sie uns Ihren Vorschlag als E-Mail. Vielen Dank!



Abbildungen: Alexander Limbach/stock.adobe.coms



Die CAFM-News präsentieren die Zahl der Woche in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Technisches Facility Management am Fachbereich Duales Studium der HWR Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin und ihrem Dozenten Ralf Rieckhof, im Hauptberuf Consultant bei pit-cup



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