CAFM-Zahl der Woche: 600
CAFM-NEWS – Die CAFM-Zahl dieser Woche ist die 600 für die 600 Stunden, die Forscher der Mozilla-Foundation mit Autoherstellern sprachen und deren Datenschutzerklärungen lasen, weil vielen der Automarken das Thema Datenschutz piep-egal zu sein scheint.
Wie piep-egal, zeigt eine Liste der Informationen, die neben Fahrzeug, Name und Anschrift noch aufzufinden sind – zwar nicht alle bei jedem der Hersteller, aber in Summe dann doch:
- Sexuelle Aktivität,
- Alter,
- Gesundheit,
- Genetik,
- Ethnie,
- Einwanderungsstatus
- Fahrverhalten
Nun mag der ein oder andere Anbieter argumentieren, dass bei intensiver Nutzung der Rückbank ergonomische Verbesserungen zum Wohle der Kunden in den Designabteilungen nachgefragt würden. Oder dass ein A/B-Test helfen könne, anhand der Gesichtsausdrücke zu erkennen, welche Menüführung der Navigation oder welche Farbe im Interieur für mehr Zuspruch und Zufriedenheit der Passagiere sorgen. Doch solche Argumentationen – wenn es sie denn geben sollte – scheinen tendenziell nebeldünn.
Hersteller Nissan gibt sogar in einer Datenschutzerklärung offen zu, dass der Hersteller wie auch immer gewonnene „Präferenzen, Eigenschaften, psychologischen Trends, Neigungen, Verhaltensweisen, Einstellungen, Intelligenz, Fähigkeiten und Eignungen“ der Fahrzeugführer an Datenbroker, Gesetzeshüter und andere Dritte weitergeben und verkaufen kann.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, aus welchen Quellen die Hersteller ihre Datenflut beziehen. Ausgewertet werden demnach:
- Sensoren
- Mikrofone
- Kameras
- Handys, die mit dem Auto gekoppelt sind (!)
- Auto-Apps
- Telematiksysteme
- Unternehmenswebseiten
- Händler
Und weil wir schon so schön am Auflisten sind, komplettieren wir die Übersicht der Fehlbarkeiten doch gleich noch mit den schwarzen Schafen, die sich – DSGVO hin, GDPR her – einen Kehricht um die Rechte der Kunden und die Pflichten der Anbieter kümmern. Zu den Sündern, die Datenböcke schießen, gehören in alphabetischer Reihenfolge:
- Audi
- BMW
- Ford
- Hyundai
- Kia (Tochter von Hyundai)
- Mercedes (die als einzige Auskunft gaben)
- Nissan (mit den meisten Verstößen)
- Renault (als „am wenigsten problematisch bezeichnet“)
- Subaru (Tochter von Toyota)
- Tesla
- Toyota
- Volkswagen
Ein Vertreter der Mozilla-Foundation kommentierte die Praxis der Autohersteller wie folgt:
Wenn Sie heute in einem Auto sitzen, dann ist das so, als würden Sie Ihr Handy dem Autohersteller überlassen.
Ihnen zum Trost – also den Herstellern, nicht Ihnen als Leser – sei gesagt, dass sämtliche 25 überprüften Hersteller Datensünder sind, wenn sich auch ein in staatlicher Hand befindlicher Anbieter aus der EU als eher grau-meliertes denn als schwarzes Schaf erweist.
Womit sich bei der Wahl des Fahrzeugs letztlich doch nur die Frage stellt, welches einem besser gefällt, weil Datenschutz offenbar eh nichts zählt. Es sei denn, man wählt sein Fahrrad.
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Abbildungen: CAFM-News
Die CAFM-News präsentieren die Zahl der Woche in Zusammenarbeit mit der WINGS-Fernstudium an der Hochschule Wismar im Fernstudiengang Master Facility Management und ihrem Dozenten Ralf Rieckhof, im Hauptberuf Consultant bei der pit-cup GmbH.