Wissenschaftler vom KIT entwickeln Verfahren für klimafeste Bäume

Gemeinsam mit Forschern anderer Fachrichtungen hat Prof Mattheck ein Verfahren entwickelt, das Bäume tiefer wurzeln lässt
Gemeinsam mit Forschern anderer Fachrichtungen hat Prof Claus Mattheck ein Verfahren entwickelt, das Bäume tiefer wurzeln lässt

CAFM-NEWS – Wie können Bäume fit gemacht werden für fieses Wetter mit massiver Trockenheit, Überflutungen und kräftigen Stürmen? Claus Mattheck, Professor für Biomechanik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), hat zusammen mit Klaus Bethge, Karlheinz Weber und Iwiza Tesari, allsamt Kollegen anderer Disziplinen, ein Verfahren ersonnen, das in der Praxis prima funktioniert. Der Schlüssel: Verführung.

Es ist wie so oft: Wenn jemand etwas heraus gefunden hat, ist es eigentlich ganz einfach. Was die Forscher aus den Fachbereichen Biomechanik, Biologie, Forstwissenschaften und Maschinenbau entwickelten, könnte banal als Erdbohrer mit Granulat bezeichnet werden. Soweit keine Sensation, wären da nicht das Wie, das Was und das Warum.

Dem Wissen folgend, dass Bäume ihre Wurzeln nach dem Wasser strecken, ganz gleich wo es ist, entwickelten die Wissenschaftler ein Verfahren, das Bäume dazu bringt, tief zu wurzeln, selbst wenn sie zu einer Art gehören, die das eigentlich nicht tut. Um das zu erreichen, wird im Umfeld der Wurzeln ein Loch von rund 30 Zentimetern Durchmesser in die Erbe gebohrt, und zwar so tief, dass der dauerfeuchte Bereich des Erdreichs erreicht wird. Bei größeren Bäumen dürfen es natürlich auch mehrere Löcher sein.

Anschließend wird jedes Loch mit einem Granulat aus Inkaerde, auch Terra petra genannt, und Split mit einer Korngröße zwischen 20 und 40 Millimetern befüllt. Der Regen kann nun leichter ins Erdreich dringen, die Inkaerde hält die Feuchtigkeit längerfristig fest, liefert zudem ergänzende Nährstoffe, und die Wurzeln können leichter dem Regenwasser  folgen. Tun sie das, finden Sie wie von selbst die dauerfeuchte Erdschicht, die ihnen konstant Wasser zuführen und zugleich mehr Halt geben kann.   

Nützlich ist das Verfahren für eine ganze Reihe von Pflanzstätten: heimische Gärten, Stadtparks, Straßenränder, Wälder – also praktisch überall, wo ein Baum Wurzeln schlägt und nicht Lehm- oder Mergelböden zu finden sind. Denn durch die kann Wasser nicht hindurch mit der Folge, dass es im verführerischen Zylindern schnell unangenehm wird für Wurzeln und Baum.

Eine umfangreichere Beschreibung des Verfahrens liefert übrigens das Buch „Klimafester Baum?“, das für als elektronische Lektüre bei Amazon für 9,99 Euro zu finden ist. Nicht wundern: Es ist ein Kinderbuch. Aber vielleicht ist es gar nicht so dumm, gleich bei der zukünftigen Generation wichtiges Wissen zu verankern und sie dann drängeln zu lassen: „Mama, Papa, bohren wir ein Loch für den Baum!“



Abbildungen: Mattheck, KIT



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