Work in Progress: Zum Stand der Kooperation von SAP und Planon

Die Zusammenarbeit von SAP mit Planon für CAFM nimmt langsam Kontur an. - Bild: Planon
Die Zusammenarbeit von SAP mit Planon für CAFM nimmt langsam Kontur an. – Bild: Planon

CAFM-NEWS – Als SAP diesen Mai verkündete, künftig werde CAFM gemeinsam mit Planon realisiert, war das für viele SAP-User eine Überraschung. Nach gut einem halben Jahr lüfteten die Unternehmen nun gemeinsam den Vorhang – auf dem „25. Kongress Immobilien- und Facility Management mit SAP“ in Berlin und der „Expo Real“ in München.

Community aufgeschreckt

Die Ankündigung von SAP, CAFM finde zukünftig im Verbund mit Planon statt, war ein gehöriger Paukenschlag in der SAP-Community und macht die Entscheidungsfindung nicht eben leichter. Denn neben dem weiterhin verfügbaren Real Estate Flexible (RE-FX), dem abgekündigten Cloud for Real Estate (C4RE), das vielerorts munter in Verwendung ist, und dem im Mai erst 18 Monate alten Plan für SAP Intelligent Real Estate (SIRE), der sich nie materialisierte, soll nun eine externe Lösung für das Facility Management in SAP der Pfad zum Glück sein. Nur blieb lange im Nebel, wie der eigentlich verlaufen soll.

Auf dem diesjährigen SAP-Immobilienkongress Ende September in Berlin wurde es konkreter. In einem dreistündigen Workshop und weiteren Sessions erläuterten die beiden Software-Granden, was sie für die Zukunft planen. Und auf der anschließenden Expo Real gab es im Oktober noch etwas Nachschlag. Der Zwischenstand, der sich aus den gesammelten Informationen ergibt, ist interessant: Das anvisierte Leistungspaket ist breit aufgestellt und zielt auf nicht weniger als umfassendes Facility Management inklusive IoT, Workplace Management und ESG ab. Dafür wird Planons Software-Suite im SAP App Center mit dem neuen Label „SAP Endorsed App“ als besonders leistungsfähig hervorgehoben.

Angebot verbreitern

„Wir wollen eine 360°-Partnerschaft“, sagt Marco Hofmann, Head of LoB Real Estate Management und Product Manager bei SAP –  also ein Rundum-Integrations-Paket. Er ist bei den Walldorfern für das Kooperationsprojekt verantwortlich und war auf der Expo Real auf dem Planon-Stand präsent. Warum sich SAP für eine Zusammenarbeit mit Planon entschieden hat, begründet er so: „Beide Unternehmen sind im jeweiligen IDC-Rating Marktführer und wir haben ein gemeinsames Mindset.“

Was ist wo? Die kaufmännischen Daten bleiben in SAP, die Gebäudedaten in Planon - Bild. Planon

Was ist wo? Die kaufmännischen Daten bleiben in SAP, die Gebäudedaten in Planon – Bild. Planon

Es scheint, dass Basis und Chemie stimmen und die Unternehmen sehr gut zusammenpassen. Das könnte einiges im Markt bewegen. Sachzwänge spielen für SAP bei der Zusammenarbeit allerdings auch eine Rolle, besonders solche, die mit Tempo in den Markt drängen. Drei Stichwörter werden aktuell genannt: Workspace Management, IoT und ESG. Hier sei Planon bereits gut aufgestellt und könne das Portfolio und damit die Leistungsbreite von SAP deutlich erweitern, während die Waldorfer kaum in der Lage sein werden, diese Anforderungen mit Bordmitteln schnell zu bedienen, hieß es in Randgesprächen beim Immobilienkongress.

Umfassende Integration

Neben den Zielen, die sie verfolgen, erläuterten die beiden Unternehmen auf dem SAP Immobilienkongress in einem dreistündigen Workshop ausgiebig die Architektur, die es ermöglichen soll, diese Ziele zu erreichen. Ihren Kern bildet das Business Transfer Protocol, kurz BTP. Seine Funktion beschrieb Silja Hübner, Global Solution Owner Real Estate Management bei SAP, mehrfach mit dem bildlichen Begriff „Kleber“. Als solcher dient diese externe Ablage zum einen dazu, die SAP-Kernanwendung gemäß der Devise „Keep the core clean“ möglichst wenig zu verändern.

Zum anderen ist das BTP als Pool für das Zusammenspiel mit vielen Anbietern leichter zu handhaben als individuelle Schnittstellen mit unterschiedlichsten Funktionen. Dazu wird ein Standard-Mapping festgelegt, das den Datenaustausch klar strukturiert. Im Fall der engen Zusammenarbeit von SAP und Planon wird zudem ein globaler und einheitlicher Schlüssel über beide Systeme ausgerollt.

Das BTP enthält Objekte aus dem gesamten SAP, darunter auch Rechnungskreise. Im Zuge der Partnerschaft mit Planon wird das BTP zudem neue Objekte bekommen, die im Gebäudekontext relevant sind. Genannt wurden in Berlin „Real Estate Architectural Objects“, „Real Estate Contracts“ und „Usable and Rentable Objects“. Sie sollen eine enge Verbindung zwischen den angeschlossenen Systemen schaffen und in der neuen CAFM-Architektur als Brücke zwischen SAP und Planon dienen – unter anderem. Denn das BTP können auch beliebige Drittanwendungen adressieren.

Leichteres Zusammenspiel für alle CAFM

Die Offenheit des BTP ist eine gute Nachricht für jeden CAFM-Anbieter, der seine Software mit dem ERP-System aus Walldorf verknüpfen will, da sich einiges im Zusammenspiel mit SAP vereinfachen dürfte. Die Verbindung wird allerdings nicht dem Niveau einer Planon-SAP-Integration entsprechen. Die ist nämlich enger gedacht, was sich unter anderem auch in neuen Absprungpunkten, so genannten Jump-off-Links, manifestiert. Diese sollen in die jeweiligen Systeme eingefügt werden und ermöglichen, per Mausklick von Objekten im CAFM in die dazu gehörigen ERP-Daten und aus den Objekteinträgen in SAP zu den Objektansichten in Planon zu gelangen.

Planon wird nicht als Oberfläche das UI5 von SAP übernehmen, doch seien die Systeme ähnlich, sagen die Software-Häuser - Bild: Planon

Planon wird nicht als Oberfläche das UI5 von SAP übernehmen, doch seien die Systeme ähnlich, sagen die Software-Häuser – Bild: Planon

Die Zukunftspläne greifen noch weiter: „Wir werden mehr Cloud und mehr Standards auf Datenebene haben, zum Beispiel vordefinierte Prozesse, die gewisse Freiheitsgrade zur Anpassung bieten“, blickt Marco Hofmann von SAP voraus. „Und wir integrieren unsere KI Jules, damit wir Kunden ein breiteres Angebot für produktiveres Arbeiten bieten können.“

Synchronschwimmen

Auf dem SAP-Kongress in Berlin wurde auch klargestellt, dass Datenhaltung und Entwicklung von SAP und Planon Real Estate Management weiter parallel verlaufen. Es gibt Objekte, die in SAP, und solche, die in Planon liegen müssen, ebenso verschiedene technische Daten. Was genau wo verortet sein wird, wurde nicht ausdifferenziert. Sicher ist aber, dass die Gebäudeakte in Planon und die Mieterakte in SAP zu finden sein werden, wobei noch zu besprechen sei, ob eine Verlinkung möglich wäre, wie im Workshop erklärt wurde.

In Berlin hieß es auch, dass Planon nicht die Software-Oberfläche UI5 von SAP übernehmen wird. Die Grundidee der UI-Führung sei allerdings ähnlich, betonten die Vertreter beider Anbieter. Den Support für ihre Anwendungen – ERP oder CAFM – leisten die jeweiligen Hersteller selbst, auch hier ist keine integrative Aktivität geplant. Das gilt ebenso für die Entwicklung: „Eine gemeinsame Roadmap wird es nicht geben, aber wir stimmen uns eng ab“, sagt SAP-Product-Manager Marco Hofmann, und: „Die Struktur der Anwendung wird jede Woche konkreter.“

Da wird es manchen Anwender beruhigen, dass bereits auf dem SAP Immobilienkongress versichert wurde, SAP RE-FX werde bis mindestens 2040 Support bekommen. Auch die Karten-Funktion und die Add-ons von Begis, Finserv, Korasoft, Syskoplan und anderen SAP-Spezialisten werden weiter funktionieren. Wer allerdings CAFM vollumfänglich im Verbund mit SAP abbilden möchte, zumal auf globalem Niveau, wird sich das Planon-SAP-Angebot sicher genauer ansehen. Auch wenn hierfür zwei Lizenzen notwendig werden – eine für das ERP und die andere für das Gebäudemanagement.

Abbildungen: greenbutterfly/stock.adobe.com; Planon

Dieser Artikel ist zuerst in unserem Schwestermagazin Der Facility Manager, Heft 12/2023, erschienen.

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Eine Antwort

  1. Andreas sagt:

    Viel Rauch um die übliche Feuerschale einer SAP-Anbindung. (Gutes) Marketing schlägt Produkt und nachdem sich der Rauch gelegt hat, wird man sehen, was an den fulminanten Ankündigungen dran ist. Wenn man sich so die SAP-Historie in Bezug auf CAFM ansieht würde ich meinen: SAP versucht „die Kernanwendung sauber“ zu halten und verkauft über Schnittstellen angebundene 3rd party Produkte gekonnt als „bevorzugt“. Ist ja auch praktisch, wenn man hier nichts entwickeln/zukaufen muss.

    Die Anbindung anderer CAFM-Hersteller an SAP ist nicht schlechter (oder besser!), aber eben nicht sooooo glamourös untermalt.

    Ich würde mal 2-3 Jahre ins Land gehen lassen und dann sehen, was draus geworden ist.

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