BIM-Daten für den Lebenszyklus – aktueller Stand

CAFM und BIM wachsen zusammen, allerdings sehr sehr langsam - Bild: stock.adobe.com/kokliang1981
CAFM und BIM wachsen zusammen, allerdings sehr sehr langsam – Bild: stock.adobe.com/kokliang1981

CAFM-NEWS – Dass BIM auch im Lebenszyklus einer Immobilie eine wichtige Rolle spielen kann, ist inzwischen anerkannt. Wie weit hierfür die Vernetzung zwischen CAFM und BIM gediehen ist, bleibt dagegen überwiegend nebelig. Zahlen zur tatsächlichen Anwendung bleiben oft unter Verschluss und Praxisbeispiele gibt es ebenfalls kaum – oder hat nur noch niemand darüber gesprochen?

BIM-Integration nicht trivial

Die Integration von BIM-Modellen in eine CAFM-Software ist nicht ganz trivial. das hat kürzlich erst die Sanierung der DIN-Zentrale in Berlin gezeigt (s. Der Facility Manager 01.2023). Je nach Authoring-Tool und dessen Interpretation von BIM und auch je nach Person, die mit einer solchen BIM-Software die Immobilien modelliert, ergeben sich zum Teil gravierende qualitative Unterschiede bei den Daten des BIM-Modells. Dass sie weiterhin alle formal IFC-konform sind, ist da ein schwacher Trost. Ist die Zuordnung der Daten zu den IFC-Klassen nicht einheitlich und die Tiefe der erfassten Daten nicht hoch, wird die erforderliche Nacharbeit umfangreich.

Software kann vieles

Was könnte Abhilfe schaffen? Der Blick in die Marktübersicht CAFM-Software GEFMA 940 zeigt, dass die meisten CAFM-Softwareanbieter BIM im Blick haben. Schnittstellen zu Autodesk Revit und IFC sind praktisch überall zu finden, und auch exotische Produkte wie Ares Commander oder CAD.7 BIM finden Zugang zu CAFM-Lösungen.

Die meisten CAFM-Anbieter geben an, in ihrer Software den BIM-Marktführer Autodesk Revit zu unterstützen. Damit dürften sie auch Autodesk 360 und die Autodesk Construction Cloud unterstützen  und es sich nur gespart haben, die enzyklopädische Auflistung des Autodesk-Portfolios zu komplettieren.

Revit und IFC bilden eine solide Basis, auf der sich BIM-Daten in CAFM überführen und nutzen lassen. Theoretisch. Denn während die Software ihre Hausaufgaben gemacht hat, schaut das bei den Anwendern häufig noch ganz anders aus. „Zögerliche Adaptation“ umschreibt die Zurückhaltung nur unzureichend. Das Motto scheint bei vielen eher zu sein. „Warum soll man, wenn man kann, aber nicht muss?“

Die Nutzer zögern

„Weniger als fünf Prozent unserer Anwender nutzen die BIM-Fähigkeit unserer CAFM-Software!“, berichtet Claus Biedermann, Geschäftsführer von EBCsoft. Ähnlich schaut es bei Incatec Solution au: „Vier Prozent unserer Kunden arbeiten aktuell mit BIM“, sagt Markus Hilmes, zuständig für das Marketing der Münsteraner.

Das Bremer Softwarehaus HSD gibt die Zahl mit etwa zehn Prozent an. Allerdings: „Die Nachfragen und Projekte nehmen zu“, sieht Christina Grünwald, Leiterin Marketing bei HSD, eine klare Tendenz Pro-BIM.

Diese Tendenz ist bei Dalux schon angekommen. „Global nutzen 75 bis 85 Prozent unserer Anwender BIM, in Deutschland sind es sogar 90 Prozent“, berichtet Mareike Hoffmann, FM Customer Success Manager für Dalux DACH. Allerdings sind die Dänen noch recht jung im hiesigen Markt, was die statistische Aussagekraft ein bisschen mindern könnte.

Auch bei pit-cup gibt es eine große Nutzergruppe: „Aus dem Bereich der öffentlichen Hand nutzen aktuell rund die Hälfte unserer Kunden unserer BIM-Fähigkeit oder sammeln erste Erfahrungen damit“, sagt Thomas Bender, Leiter Produktmanagement beim Heidelberger Anbieter.

Das spricht für BIM im CAFM

Der Hauptgrund für die Anwender ist praktisch überall gleich: „Ziel ist, Daten aus der Planungsphase einer Immobilie in deren Betrieb zu übernehmen“, umreißt Alexander Gerlach, Geschäftsführer der Facitliy Consultants, die Kernmotivation. Sie schließt in der Regel einen Datenimport aus BIM in die Datenbank des CAFM-Systeme mit ein.

Der Import kann mit ergänzenden Arbeiten flankiert sein, wenn Daten fehlen, die für das Facility Management wesentlich sind. „Das sind neben der grafischen/geometrischen Information insbesondere die für die Bewirtschaftung relevanten alphanumerischen Objektinformationen“, ergänzt Thomas Bender wichtige Informationen. Ebenfalls notwendig sind zum Beispiel Wartungsdaten und Handbücher oder auch Soll-/Ist-Werte für Kontrollen und Benchmarks in der Betriebsphase.

Was ebenfalls für BIM spricht: „Bereits generierte Daten aus der Planung und Bauphase sind gleich verfügbar und können im CAFM übernommen werden“, berichtet Mareike Hoffmann von Dalux. Spannend wird das besonders, wenn mit BIM-Daten der Planungsphase vor dem ersten Spatenstich FM-Prozesse durchgerechnet werden. So kann früh ermittelt werden, welcher Bodenbelag günstiger zu reinigen ist oder welche Fenster im Unterhalt langfristig teurer wären.

Neben dem üblichen Import von BIM-Daten gibt es noch einen anderen Ansatz: das BIM-Modell als Single-Source-of-Truth einzusetzen (s. Kasten). Der Vorteil hierbei ist, dass eine für Bau wie Betrieb immer identische Datenbasis gegeben ist. Aber auch hier müssen FM-relevante Daten ergänzt werden, wenn nicht schon vorab in den BIM-Richtlinien festgelegt wurde, was genau von wem und wann im Modell zu hinterlegen ist, damit auch die Anforderungen der Betriebsphase von Beginn an erfüllt sind.

Variabler Branchenschwerpunkt

Zwei Anwendergruppen sind direkt im Fokus, wenn es um die Frage geht, wer denn nun eigentlich schon BIM einsetzt: die öffentliche Hand und Konzerne. Das trifft in gewissen Rahmen zu, allerdings nicht pauschal.

Eindeutig liegt der Schwerpunkt bei EBCsoft: „Die öffentliche Hand dominiert“, bestätigt deren Geschäftsführer Claus Biedermann. Bei Incatec liegt der Schwerpunkt anders: „Es sind vor allem Industrie-Großunternehmen, die den Bau an externe Architekturbüros ausgegliedert haben“, beschreibt Markus Hilmes die BIM-Poweruser. Und bei den Facility Consultants sind es ebenfalls diese zwei Gruppen, die besonders Interesse zeigen: „Anfragen nach BIM-Modellen kommen bei Industrie und kommunalen Einrichtungen. Allerdings nur als Anfrage“, berichtet Alexander Gerlach.

Bei Loy & Hutz kommen die bim-affinen Kunden wiederum aus einem anderen Marktsegment: „Der Schwerpunkt liegt aus unserer Sicht bisher im Krankenhausbereich. Wir stellen aber fest, dass Bürogebäude und Labore zunehmend eine größere Rolle spielen“, berichtet Jörg Wilharm, Produktmanager BIM & CAD bei den Freiburgern.

Bunt gemischt ist es bei Dalux, wobei es auch hier eine verbindende Klammer gibt. „Unsere Zielgruppe sind die Eigentümer“, erhellt Mareike Hoffmann die Hintergründe. Bei HSD ist dagegen kaum eine Tendenz auszumachen: „BIM ist branchenübergreifend ein Thema, mit leichtem Hang zum öffentlichen Sektor“, sagt Christina Grünwald. 

Favorit-Format

Bei der Frage, welche Datenformate aus den BIM-Modellen für den Import zur Verfügung stehen, lautet die Antwort bei vielen Unternehmen: IFC. Die Datenklassen, die auch die Basis von CAFM-Connect bilden, sind der Quasi-Standard für BIM-Daten. Daneben gibt es einige Anwender, die mit Revit-Dateien arbeiten, wobei auch hier teilweise ein Export als IFC durchgeführt wird, um Flächen, Räume, Einbauten und TGA in das CAFM-System zu bekommen. Das COBie-Format spielt wie auch Excel im DACH-Markt dagegen kaum eine Rolle, lediglich Dalux vermerkt sie als nutzbare Datenformat an, Loy & Hutz arbeitet derzeit an einer Schnittstelle, um die Metadaten aus XML-Formaten auslesen zu können.

Vielfältige Gründe

Die häufige Annahme, das vor allem die Flächenmaße aus dem BIM-Modell für das CAFM interessant sind, greift indes zu kurz.

„BIM-Modelle liefern Daten in strukturierter Form. Diese lassen sich für Aufbau oder Ergänzung von CAFM-Daten verwenden“, erläutert Jörg Wilharm von Loy & Hutz. Detailliert umreißt es Markus Hilmes von Incatec Solution: „BIM-Modelle liefern unseren Kunden eine detaillierte Aufnahme der Gebäude und ihrer technischen Systeme, einschließlich der Lage und des Zustands von Elementen wie Wänden, Fenstern, Türen, Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen.“ Daher lässt sich der Datentransfer auch für andere Zwecke nutzen. „Das BIM-Modell hilft in Kombination mit der Open-BIM Schnittstelle CAFM-Connect auch bei der Ablösung einer alten CAFM-Software“, beschreibt Claus Biedermann von EBCsoft einen weiteren Einsatzzweck. Es lassen sich dank Modell also Inkompatibilitäten zwischen CAFM-Anwendungen umschiffen, ohne dass eine komplette Neuaufnahme aller Immobilien nötig wird. Daneben gibt es natürlich die klassische Anforderung verbesserter Zusammenarbeit: „Unsere Kunden schätzen die gemeinsame Nutzung von BIM-Modellen zwischen internen und externen Architekten, Bauunternehmen und den CAFM-Teams“, ergänzt Incatec-Marketer Hilmes.

EU-Taxonomie als Motivator

War bisher vor allem das alltägliche Facility Management mit seinen Aufgaben der Grund, Daten aus BIM-Modellen in CAFM-Software zu integrieren, gibt es inzwischen einen neuen Motivator, zudem einen, der mit Nachdruck Zahlen fordert. „Das Thema Nachhaltigkeit kann in diesem Kontext ebenfalls als Beschleuniger gesehen werden“, berichtet Thomas Bender von pit-cup. Konkret beschreibt das Johannes Sulzenbacher vom österreichischen Systemhaus Rieder Technlogoy: „Wir beobachten insbesondere bei Wohnbauträgern, dass sie verstärkt Immobilienbestände in BIM erfassen lassen wollen, um ihren CO2-Fußbadruck nachweisen zu können. Das ist von der EU-Taxonomie getrieben,“, berichtet der Projektleiter BIM+CAFM. Denn mit den BIM-Daten lassen sich unter anderem auch Massen ermitteln, zum Beispiel von Baustoffen wie Beton, Ziegeln und Stahl. Unter dem Begriff graue Energie zusammen gefasst stehen sie für die graue CO2-Emission, die wesentlich zum Klimawandel beiträgt. Auf Basis der BIM-Daten kann sie berechnet und damit ausgewiesen werden.

Praxiserfahrung nebulös

Wer allerdings konkret nach Erfahrungen fragt, stößt fast überall auf eine Mauer des Schweigens. Marktsondierung, Pilotphase, Testprojekte – die Namen der Versuchskaninchen sind buntgescheckt, der Informationsgehalt zu den Projekten dagegen identisch: kein Kommentar. Damit wissen wir zwar, dass vielerorts etwas gemacht wird. Aber wie gut es klappt? Das sehen wir dann später…

Tabellarische Übersicht

Die vollständige Übersicht zur BIM-Fähigkeit von CAFM-Software, die in der CAFM-Marktübersicht GEFMA 940 gelistet sind, finden Sie hier. Die Tabelle lässt sich horizontal scrollen. 

SoftwareAutodesk RevitNemetschek AllplanVektorworksTrimble Thekla StructuresBentley AECOsimGraphisoft ArchiCADBricsys BricsCAD BIMAndereCSV, CLOS, ODS u.ä. /konfigurierbarXML/konfigurierbarIFC/standardisiertCOBie/standardisiertCAFM-Connect/ standardisiertBIM-Modul/-Funktion
ArchibusArchibus V.2022-3xx/xx/xx/xx/xx/x
AT+CFacility Manager VM.7.23xCAD.7 BIM (Eigenprodukt)x/xx/x
AxiansInfoma Liegenschafts- und Gebäudemanagement 2023H1x/xx/xx/xx
ByronByron BIS 5.7xxxx/xx/xx/xx/xx/xx
Daluxdalux FM 2023.1xx/xx/x-/xx
EBCsoftVitricon 6xxxx/xx/xx/xx/xx/xx
eTASKeTASK Facility Management 2023.1xxxxxx/xx/xx/x-/xx/xx
Facility ConsultantsgetFM mobile Facility Managment 6.0019x/xx/xx/-
HexagonHxGN EAM Facility Edition 12xxxxxxxx/xx/xx/x
HSD Händschke Software & DatentechnikHSD NOVA-FM 4xxx/xx/xx/xx/-x/-
iffmiffmGIS v15x/xx/x
InCaTec SolutionAxxerion 2023xxxxxxxx/xx/xx/x
Keßler SolutionsFAMOS 4.6xAres Commanderx/xx/xx/xx/x
KeyLogicKeyLogic Q1-2023xx/xx/xx/xx/-x/x
Kolibri SoftwareKolibri Immobilienmanagement Version 6xx/xx/x
KorasoftVISUAL Real Estate & Facility Management mit SAP 5.7xx/xx/xx/xx
Loy & Hutzwave Facilities 200xxxxAutodesk 360, Autodesk Construction Cloudx/xx/xx/xx/-
M&P BegisCARL - Computer Aided Real Estate Lifecycle Management 2020xxxxxxx14 Systeme auf Basis von SAP 3D VEx/xx/xx/-x/x
M.O.PTOM _ Software für Instandhaltung und Facility Management 2023.01 Bx/xx/xx/x
mohnke (m)facility (24) 6xxxx/xx/xx/x-/x-/x
N+P InformationssystemeSPARTACUS Facility Management 4.5.4xx/xx/xx/x
pit – cuppitFM 2023xxxxxweitere über IFCx/xx/xx/xx/xx
PlanonPlanon Livexx/xx/xx/-x/xx/xx
Plan VisionVisionR 9x/xx/xx/x
RIB IMSRIB FM 6xxxxxiTWO 4.0x/xx/xx/xx/-x
rubit onlinermONLIN3 15.2.ffxx/xx/x
sMOTIVEsMOTIVE OSIRIS 2023xAutodesk Autocad Architecturex/xx/xx/xx/xx/xx
SpacewellMSC 22xxxxxxx/xx/xx/xx/x
speedikon FMspeediikon C 2023xxxxxxxIFC-fähigex/xx/xx/xx/x
VertiGISVertigis FM 10xxx/xx/xx/x

Wenn Sie möchten, können Sie sich auch die Tabelle als PDF downloaden.

Abbildungen: stock.adobe.com/kokliang1981



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