GEFMA 924: Datenmodell und digitaler Ordnungsrahmen für das FM (Teil 1)

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veröffentlicht am 02. November 2017

 

Die Digitalisierung des Bauwesens und des Facility Managements mittels Building Information Modeling (BIM) erfordert u. a. IT- /Datenbank-taugliche Modelle und Strukturen für Daten und Dokumente über den gesamten Lebenszyklus baulicher und technischer Anlagen. Herstellerneutrale Grundzüge dafür hat GEFMA bereits im Jahre 2004 mit GEFMA 100-1, 100-2 und 922-1 ff. gelegt und seither u. a. mittels FM-3D Prozess- und Datenmodell weiterentwickelt. Mit GEFMA 924 wird der derzeitige Stand veröffentlicht und der interessierten Fachöffentlichkeit zur Diskussion vorgelegt. Dieser Artikel gibt einen ersten Einblick.

 

Datenmodell nach FM-3D

Unter einem FM-Modell ist grundsätzlich eine vereinfachte Abbildung der Wirkmechanismen im FM zu verstehen, wobei die Vereinfachung in einer Reduktion auf das Wesentliche besteht. FM-3D umfasst ein Prozess- und ein Datenmodell[1]. Zweck des Prozessmodells ist es, über den gesamten Lebenszyklus hinweg darzustellen, wie die verschiedenen Handlungsbeteiligten in gegenseitiger Interaktion und gemäß dem PDCA-Zyklus wertschöpfende Prozesse abwickeln. Zweck des Datenmodells ist es, die Daten und Dokumente, die im Verlauf des Lebenszyklus mittels der Prozesse erstellt und verarbeitet werden, derart zu strukturieren, dass sie sich effizient in Datenbanken abbilden und zwischen verschiedenen IT-Systemen möglichst absprachelos, verlust- und fehlerfrei austauschen lassen. Dieser Artikel handelt vom Datenmodell für die Anwendung mit BIM sowie die Konkretisierung in GEFMA 924.

BIM erfordert Kollaboration

Sowohl im Bauwesen als auch im FM wird sehr arbeitsteilig gearbeitet, wobei die wirtschaftlichen Interessen der Beteiligten naturgemäß eher gegeneinander als miteinander ausgerichtet sind. In den zurückliegenden Jahren haben sich die Geschäftspraktiken beim Planen, Bauen und Betreiben leider nicht in Richtung zunehmender Qualität, Lebenszyklusorientierung und Partnerschaftlichkeit[2], sondern in Richtung weiter zunehmender Renditeorientierung entwickelt. Darunter leidet insbesondere die Dokumentation als ein beliebtes Spielfeld von Kostenminimierern. Keine besonders guten Voraussetzungen für eine gedeihliche digitale Zusammenarbeit bei BIM.

 

Damit BIM eine Chance haben kann, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:
  • ein gemeinsamer Wille,
  • eine gemeinsame Sprache.
Hinsichtlich der gemeinsamen Sprache wurde IFC4 (bisher ISO 16739) inzwischen von CEN als europäische Norm übernommen und wird dem-entsprechend als DIN EN ISO 16739 (bisher Normentwurf 2016-08) auch in Deutschland verbindlicher Standard für ein herstellerneutrales openBIM werden. Für die Anwendung dieser gemeinsamen Sprache durch die zahlreichen Akteure wird es zudem hilfreich sein, gemeinsame Strukturen und Kataloge zu entwickeln und zu etablieren[3]. GEFMA 924 liefert hierfür einen Vorschlag. Die Ordnungsnummer 924 besagt hierbei, dass es sich noch nicht um eine GEFMA-Richtlinie mit Empfehlungscharakter handelt.
Facilitäre Datenelemente mit Relationen
Abb. 1: Ausgewählte facilitäre Datenelemente mit Relationen (FM-3D Datenset) 

Anwendungsbereich GEFMA 924

Abstraktes FM-3D Datenset
Das Datenmodell und der digitale Ordnungsrahmen für das FM gelten für die datenbank-technische Erfassung, Verarbeitung und Auswertung von Daten jeder Art im Lebenszyklus des FM unter Anwendung einheitlicher, lebenszyklusübergreifender und herstellerneutraler Strukturen.
Facilitäre Datenelemente werden dabei in Datenbanktabellen verwaltet, die untereinander verknüpft werden. Durch diese Verknüpfungen lassen sich aussagekräftige Auswertungen für Kalkulation, Planung, Ausführung, Controlling, Reporting, Benchmarking u. v. m. erstellen.
Durch die einheitlichen Strukturen werden Standardisierung und Datenaustausch zwischen unterschiedlichen IT-Systemen unterstützt.

Abb. 2: FM-3D Datenset (abstrakt)

Datenmodellierung mit FM-3D

Facilitäre Datenelemente samt ihrer Attribute werden definiert und mit eindeutigen Farben und Icons versehen (Abb. 1-4); sie sind die Bausteine des digitalisierten FM. Untereinander stehen sie in logischen Beziehungen, die sich zunächst allgemein (abstrakt) darstellen lassen (Abb. 1 u. 2) und womit sich entsprechende Daten(bank-)modelle aufbauen lassen. Es gilt dabei das Prinzip LEGO™, d. h. die Anzahl der Elemente ist begrenzt, aber die Zahl der Kombinationsmöglichkeiten ist riesig. Solche Modelle sind spezifisch für den Anwendungs-fall, d. h. ein Modell für Flächenmanagement ist anders aufgebaut, als ein Modell für Vertrags-, Veranstaltungs-, Energie- oder Instandhaltungsmanagement. Sämtliche FM-Prozesse lassen sich in entsprechenden Datenmodellen abbilden.


Die für einen spezifischen Anwendungsfall miteinander verknüpften Daten werden als ein „FM-3D Datenset” bezeichnet. Ein Beispiel für ein konkretes Datenset einer Betreiberpflicht mit den logischen Beziehungen ist in Abb. 3 dargestellt, die dazugehörigen tabellarischen Angaben in Abb. 4.


Je nach Anwendungsfall können Datensets mehr oder weniger Datenelemente enthalten und nach beliebigen Kriterien gruppiert, sortiert und ausgewertet werden.

 

Praktische Anwendung

Logisches FM-3D Datenset

Bereits seit 2004 werden im Kontext der Betreiberverantwortung relevante Daten in Regelwerken analysiert, datenbanktechnisch erfasst und verarbeitet, seit 2014 nach dem Datenmodell FM-3D.


Praktische Anwendung findet dies seither u. a. durch Auswertungen (z. B. Pflichtenkataloge) innerhalb von Projekten, aber auch als Datenbankreports von Verzeichnissen GEFMA 9xx, zuletzt GEFMA 922-1 ff., in denen die Verknüpfungen zwischen Regelwerken, Fundstellen, Wortlauten, Dokumenten, Erstellern, Facilities und Services abgebildet sind.

 

Mit Hilfe des Datenmodells war es in GEFMA 922-3, -4 und -5 beispielsweise möglich darzustellen, welche Daten und Dokumente aufgrund bestehender Rechtsgrundlagen von welchen Erstellern zu welchen Zeitpunkten zu liefern sind.

 

 

 

 


Abb. 3: FM-3D Datenset (logisch) „Aufzugsanlagen kontrollieren”

 

 

Durch die Verknüpfung mit Facilities war es in GEFMA 922-334 ff. auch möglich auszuwerten, welche Daten und Dokumente in chronologischer Reihenfolge im Produktlebenszyklus z. B. von Türen, Toren und Fenstern oder einer Aufzugsanlage normativ vorgesehen sind, wodurch die Erstellung entsprechender Lebenslaufakten unterstützt wird.


Tabellarisches FM-3D Datenset

Durch die Verknüpfung mit Prozessen wird es weiterhin möglich sein darzulegen (und in weiteren Teilen von GEFMA 922 veröffentlicht werden), welche Daten und Dokumente als Ergebnisse (Output) von FM-Prozessen erzeugt werden, und welche Daten und Dokumente für welche FM-Prozesse in der Betriebs- und Nutzungsphase als Input erforderlich sind. Letztere sind deshalb entweder bei einer Abnahme (im Neubaufall) oder sonst bei Vertragswechsel bereitzustellen oder anderweitig zu beschaffen.

 

 



Abb. 4: FM-3D Datenset (tabellarisch) „Aufzugsanlagen kontrollieren”

 

Vorteile

Vorteile des hier vorgestellten Datenmodells sind:

  • Lebenszyklusübergreifende Verwendbarkeit: Wie sich anhand GEFMA 922 bereits zeigt, ist das Modell für alle Lebenszyklusphasen geeignet. Konkrete FM-3D Datensets vergleichbar Abb. 3 u. 4 lassen sich für Planungsleistungen nach HOAI ebenso erstellen, wie für die Herstellung von z. B. Bauprodukten, die Errichtung baulicher oder technischer Anlagen, den Betrieb, die Instandhaltung oder den Abriss.
  • Multiple Auswertungsmöglichkeiten: Durch die datentechnische Verknüpfung lassen sich verschiedenste Auswertungen realisieren. Neben weiteren Teilen von GEFMA 922 wird beispielsweise eine Neuauflage von GEFMA 912-4 eine modellbasierte Übersicht über geforderte Qualifikationen enthalten und GEFMA 914-1 eine entsprechendes Verzeichnis über Unternehmerpflichten.
  • Hohe Flexibilität: Das Modell kann beliebig um zusätzliche Datenelemente und entsprechende logische Verknüpfungen erweitert werden.
  • Analogie im FM-3D Prozessmodell: Das Datenmodell findet eine Entsprechung im FM-3D Prozessmodell, worin sich arbeitsteilige FM-Prozesse abbilden, modellieren und optimieren lassen.
  • Herstellerneutralität: Das Modell und die darin enthaltenen Elemente, Verknüpfungen und Strukturen dienen der Standardisierung und unterstützen damit openBIM.
  • Vereinfachung Datenaustausch: Durch die definierten und z. T. bereits katalogisierten Elemente wird der Datenaustausch z. B. zwischen dem CAFM-System eines Auftraggebers und dem eines Dienstleisters vereinfacht.
  • Unterstützung Systemvernetzung: Die Schnittstellen unterstützen die Vernetzung verschiedener Expertensysteme zu einer facilitären IT-Systemlandschaft beim Anwender.


Teil 2 des Artikels beschreibt den digitalen Ordnungsrahmen, in den das hier beschriebene Datenmodell eingebettet ist, sowie dabei verwendete Kataloge. Eines ist klar: Die Digitalisierung des FM schreitet voran. Jetzt.

 


 

 

[1] siehe auch www.fm-3d.de; Plakatdownload unter Arbeitshilfen
[2] siehe GEFMA 100-1, GEFMA 700
[3] Abschnitt 5 der Agenda BIM im FM des CAFM-Rings

Quellen:

  • Agenda BIM im FM; Branchenverband CAFM RING; 2016-02
  • DIN EN ISO 16739 Industry Foundation Classes (IFC) für den Datenaustausch in der Bauindustrie und im Anlagenmanagement (Normentwurf 2016-08)
  • GEFMA 100-1 Facility Management; Grundlagen (Entwurf 2004-07)
  • GEFMA 100-2 Facility Management; Leistungsspektrum (Entwurf 2004-07)
  • GEFMA 700 FM-Excellence (Entwurf 2006-12)
  • GEFMA 922-1 ff. Dokumente im FM (Stand 2004-09, überholt)
  • GEFMA 922-1 ff. Daten und Dokumente im Lebenszyklus des FM (Stand 2016-08, -10)
  • GEFMA 924 Datenmodell und digitaler Ordnungsrahmen für das FM; Grundlagen und Anwendungsbeispiele; bei Redaktionsschluss noch nicht veröffentlicht

 

 

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