So wenig Schinkel wie nötig? – Website versammelt Video-Statements

Der AIV hat hat auf einer neuen Website Video-Statements zum Wiederaufbau von Karl Friedrich Schinkels Bauakademie in Berlin veröffentlicht - Bild: Berlin2070 gGmbH
Der AIV hat hat auf einer neuen Website Video-Statements zum Wiederaufbau von Karl Friedrich Schinkels Bauakademie in Berlin veröffentlicht – Bild: Berlin2070 gGmbH

 

CAFM-NEWS – So viel Schinkel wie möglich, so wenig Schinkel wie nötig? Rund um den angedachten Wiederaufbau der Berliner Bauakademie des Architekten Karl Friedrich Schinkel wird weiterhin eifrig diskutiert, wie mit dem Erbe des alten Baumeisters umzugehen ist. Die Frage in diesem Fall lautet, was denn nun genau für ein  Gebäude im Herzen Berlins errichtet werden soll?

Munter beteiligt an der Diskussion ist auch der Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin-Brandenburg (AIV), die jetzt zusammen mit seinen Partnern TU Berlin und Baukammer Berlin eine Video-Website gelauncht hat. Ihr Name: bauakademie.jetzt, betrieben von der Berlin2070 gGmbH des AIV.

Auf der Seite erläutern Architekten, Bauingenieure, Wissenschaftler und Politiker ihre Vorstellung einer Bauakademie und beschreiben sie als Initialbau der modernen Architektur. Insgesamt sollen 30 Videos online gestellt werden, von denen aktuell 13 Beiträge aufzurufen sind [Stand 27.02.2023].  Zu Wort kommen werden, wenn alle Filme im Netz sind:

  • Wibke Ahues, Architektin
  • Thomas Albrecht, Architekt
  • Elke Blauert, Kunsthistorikerin
  • Prof. Dr. Harald Bodenschatz, Sozialwissenschaftler und Stadtplaner
  • Antje Bruno, Architektin und Gründerin „Denkraumstadt“
  • Julia Dahlhaus, Architektin und Vorsitzende des BDA Berlin
  • Max Dudler, Architekt
  • Christian Elßner, Architekt
  • Holger Friedrich, Verleger und Unternehmer
  • Prof. Dr. Jörg H. Gleiter, TU Berlin
  • Prof. Monika Grütters, Mitglied des Deutschen Bundestags
  • Pakertharan Jeyabalan, Architekt
  • Katrin Lompscher, Vorsitzende der Hermann-Henselmann-Stiftung
  • Helmut Maier, Architekt und Denkmalpfleger
  • Prof. Philipp Meuser, Architekt und Verleger
  • Prof. Dr. Michael Mönninger, HBK Braunschweig
  • Dr.-Ing. Christian Müller, Bauingenieur
  • Michael Müller, Mitglied des Deutschen Bundestags
  • Ulrich Müller, Architektur Galerie Berlin
  • Dr. Hans-Dieter Nägelke, TU Berlin
  • Nicole Parlow, Bauingenieurin
  • Prof. Dipl.-Ing. Eike Roswag-Klinge, TU Berlin
  • Prof. Dipl.-Ing. Alexander Schwarz, Universität Stuttgart
  • Bernhard Schulz, Journalist
  • Prof. Dr. Bénédicte Savoy, TU Berlin
  • Prof. Dr. Peter Stephan, FH Potsdam
  • Sergei Tchoban, Architekt und Stifter der Tchoban Foundation
  • Prof. Dr. Jörg Trempler, Universität Passau
  • Prof. Dr. Markus Tubbesing, FH Potsdam
  • Dr. Sonja Tubbesing, Dombaumeisterin Berliner Dom

Interessant zu beobachten dürfte sein, ob die Formulierung „als Initialbau der modernen Architektur“ hierbei eine Weichenstellung aufzeigt, die mit den 30 Statements untermauert werden soll, also ob die Berlin2070-Vertreter tendenziös argumentieren. 

Denn als der Deutsche Bundestag 2017 die Wiederrichtung der von Karl Friedrich Schinkel erbauten Bauakademie beschloss, bewilligte er zugleich einen Etat von 62 Millionen Euro. Und seit der Besetzung der Position des Gründungsdirektors der Bundesstiftung Bauakademie wird entsprechend darüber diskutiert, was unter Wiedererrichtung zu verstehen ist:

  • Historische Rekonstruktion der Fassade und vielleicht auch des Inneren?
  • Die freie Interpretation im Sinne Schinkels in Gestalt eines Demonstrationsbaus, der zeigt, was innovatives und nachhaltiges Bauen heute bedeutet?

Hierbei sehen sich die Befürworter eines Wiederaufbaus des Klassikers einer ähnlich großen Gruppe von Modernisten gegenüber, die den Geist Schinkels, zeitgemäß zu bauen, als den eigentlichen Auftrag verstehen, wobei noch zu klären wäre, in welchen Grenzen Schinkel in der Mitte des 19. Jahrhunderts den Begriff „zeitgemäß“ gedacht hat.

Dynamisch wird die Diskussion in jedem Fall bleiben. Denn es geht dabei neben Politik, Selbstdarstellung und Prestige nicht zuletzt auch um das viele Geld, das jemand haben möchte, und um das Denkmal, dass sich jemand mit der Bauakademie errichten könnte.



Abbildungen: Berlin 2070 gGmbH



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