Pace zählt die Kilometer für das Finanzamt
CAFM-NEWS – Digitalisierung erleichtert den Alltag. Zum Beispiel in Gestalt eines digitalen Fahrtenbuchs, das für den einzelnen Fahrer ebenso wie für Furhpark-Manager interessant sein kann. Genau so etwas möchte Pace bereit stellen, in der Kombination einer Smartphone-App und eines kleinen Geräts, dem Pace Link, das in die Service-Buchse des Autos gesteckt wird, Fertig ist das Smart Car, so die Werbung. Zumindest in der Theorie. Denn die Praxis hält einiges an Hürden bereit.
Das System
Pace besteht aus drei Elementen:
- dem Pace Link genannten Elektronik-Baustein
- der Pace-App für Apple iOS oder Android
- dem Pace Cockpit, dem persönlichen Webportal des Nutzers
Erworben wird für 119 Euro lediglich der Pace Link. Die App und der Webzugang sind kostenlos.
Mit dem System soll man praktisch jedes Auto ab 2001, das eine so genannte ODB2-Buchse für den Service besitzt, zum Smart Car machen können. Denn Pace zählt nicht bloß Kilometer, es greift auch diverse andere Werte des Wagens ab. So misst es die Geschwindigkeit, den Spritverbrauch und kann bei einem Unfall automatisch einen Notruf absetzen.
Beeindruckend zeigt das die Ansicht der App, sobald der Wagen in Bewegung ist: Das Display wandelt sich in eine Mobilitäts-Statistik in Echtzeit, kann je nach Einstellung die gefahrene Route anzeigen oder die Instrumente-Tafel ergänzen. Das macht Spaß.
Und auch die Statistik, die im Pace Cockpit genannten Online-Bereich zu haben ist, lässt interessante Rückschlüsse zu: Durchschnitts-Verbrauch, Eco Score, Durchschnitts-Tempo sind nur einige Daten, die zu haben sind. Wobei der Eco Score auch zeigt, wie häufig der jeweilige Fahrer über dem Tempolimit unterwegs war. Das könnte durchaus den ein oder anderen Fuhrpark-Manager interessieren. Die Option, das Fahrzeug über die App zu lokalisieren, ist dagegen für den Fahrer interessant, falls einem der aktuelle Parkplatz entfallen sein sollte.
Bedienung
Ist der Pace Link im Auto eingesteckt und die App auf dem Smartphone installiert, müssen die beiden zuerst gekoppelt werden. Außerdem ist ein Konto einzurichten, auf dem die App die Daten ablegen kann – und das der Nutzer per Webbrowser erreichen kann, um Korrekturen, Änderungen, Ergänzungen und Auswertungen vorzunehmen.
Auch komplette Adressen lassen sich auf dem Konto hinterlegen, allerdings nur im Web-Portal eintragen. Skurril: Angelegt werden die Adresse zwar im Online-Cockpit, abrufen und Fahrten zuordnen lassen sie sich aber nur mit der App. Ein Auto-Complete für Adressen, die in der parallel verfügbaren Timeline des Web-Cockpits eingetragen werden, gibt es nicht. Und es geht noch ironischer:
Schon mit dem ersten Buchstaben für den Namen des Ziels, das man im Browser einträgt, bietet ein Pop-up Fenster aus der Liste der verfügbaren Adresse die verfügbaren Optionen an. Wird eine von diesen ausgewählt, wird der jeweilige Name auch in das Namens-Feld eingefügt. Straße, Postleitzahl, Ort und Land aber nicht. So etwas nervt, denn es macht unnötige Mehrarbeit.
Praxis
Damit Pace die getätigten Fahrten auch vollständig aufzeichnen kann, sollte die App vor dem Start des Motors schon aktiv sein – und im Vordergrund sichtbar. Läuft sie im Hintergrund oder ist der Sperr-Bildschirm des Smartphones aktiv, klappt die Aufzeichnung nur mit Einschränkungen. Vollständig sicher reproduzieren ließ sich das Verhalten nicht, aber häufig fehlten die Ortsangaben, wenn die App nicht sichtbar aktiv war.
Auch die Zuordnung von Adressen ist mitunter willkürlich – oder die App braucht am selben Ort verschieden Lange, um sich per GPS zu orientieren. Die hiesige Garage in einem Garagenhof liegt am Eckpunkt zweier Straßen, von denen die App mal die eine, mal die andere als Startpunkt wählt. Das wird das Finanzamt nicht überzeugen, insbesondere da eine Korrektur der Adresse einen Vermerk zur manuellen Veränderung der Aufzeichnung erhält.
Während der Fahrt läuft Pace meist verlässlich mit. Sie notiert die Fahrzeugdaten, zeigt die jeweils zulässige Höchstgeschwindigkeit an und blendet das eigene Tempo nebst diversen anderen Parametern des Wagens ein. Wäre alles so klar, wäre Pace super. Ist es aber nicht ganz:
Im Stau auf der Autobahn meldete sich die App mit dem Hinweis Fahrt beendet – ein Lapsus. Ähnliches passiert mit der Start-Stopp-Automatik des Testwagens. Ampelstopp mit Motor aus – Hinweis Fahrt beendet. Allerdings zeigte die spätere Kontrolle im Webportal, dass die Fahrt mit dem Motorstart bei Grün offenbar wieder aufgenommen worden war. Somit sorgt es nur für Irritation, ohne einen Fehler zu speichern.
Anders verhielt es sich mit einem Zwischenstopp auf einem Rastplatz der A2. Ihn konnte die App nicht verorten, was dann händisch zu ergänzen war. Wohl dem, der seine Quittungen aufhebt, denn sonst gilt es zu raten, wie denn der Rastplatz nun genau hieß. Und wehe, der Rastplatz war nur ein schlichter mit Pipi-Box. Dann hilft nur ein Notizzettel.
Schön sind die Dashboards, die das Pace Cockpit im Web liefert. Übersichtlich informiert es über die verschiedenen Fahrten-Arten, über Verbrauch, Betriebskosten, Anzahl der Fahrten, Durchschnitts-Kilometer, insgesamt gefahrene Kilometer, Gesamtzeit – es ist ein Füllhorn der Informationen, die hier ausgeschüttet und leicht verständlich aufbereitet werden.
Der Button Timeline gibt Zugriff auf alle Fahrten und ermöglicht Korrekturen oder Vervollständigung. Zudem gibt es die Funktion Export, die alle aktuell gezeigten Fahrten als XLSX oder CSV sichert. Unter dem Navigation-Button Fahrtenbuch stehen dagegen die jeweiligen Monate zum Download bereit. Und unter Adressen lassen sich Ziele vorab anlegen, um diese später in der App direkt einer Fahrt zuzuordnen.
Komplettiert wird das Webportal durch die persönlichen Einstellungen. Wer die Notruf-Funktion nutzen will, muss hier seine persönlichen Daten und seine Mobilfunk-Nummer eintragen. Auch Benachrichtigungen durch das Fahrtenbuch können hier aktiviert werden, so dass bei nicht zugeordneten Fahrten eine E-Mail zur Erinnerung im eigenen Postfach landet. Eine hilfreiche Idee.
Fazit
Digitalisierung erleichtert den Alltag – wenn sie funktioniert. Pace wäre eine tolle Hilfe, wäre das System intuitiver, schlüssiger und vor allem zuverlässiger. Spontan beendete Fahrten im Stau, variable Lokalisierung des selben Standorts, verspäteter Start der Aufzeichnung – und sei es nur um eine Hand voll Hausnummern – die inkonsistente Bibliothek und die uneinheitlichen Bedien-Optionen von App und Online-Portal machen keinen runden Eindruck, auch wenn Dashboard und Export per se schon mal toll sind.
So ist die Idee von Pace prinzipiell gut und die Ausführung auf dem richtigen Weg. Angekommen ist sie aber leider noch nicht – und das wird dem ein oder anderen Steuerprüfer sicher auch auffallen.
Abbildungen: Hardware Pace; Screenshot + Montage CAFM-News