Mut zur Lücke? GEFMA 444 ist nicht der CAFM-TÜV!

Ermunterung zur Lücke: Die GEFMA 444 ist nicht der CAFM-TÜV

Ermunterung zur Lücke: Die GEFMA 444 ist nicht der CAFM-TÜV


(cafm-news) – „Noch immer viel Mut zur Lücke bei der GEFMA 444 Zertifizierung“ titelten die CAFM-News kürzlich. Das sorgte für Erstaunen im Arbeitskreis CAFM der GEFMA. Ein guter Grund, mit seinem Mitglied Prof. Joachim Hohmann ein paar Worte zu wechseln.


CAFM-News: Herr Prof. Hohmann, was erstaunte Ihre Kollegen im AK CAFM der GEFMA nach Erscheinen des Artikels genau?

Prof. Joachim Hohmann: Die GEFMA 444 Zertifizierung ist kein Ranking, wir vergeben keine Schulnoten und beurteilen auch nicht die Auflistung der Zertifizierungen.


CAFM-News: Die CAFM-Hersteller posen aber ganz gerne mit dem GEFMA 444 Siegel, es ist ja sogar teilweise ein Ausschlusskriterium bei Ausschreibungen. Ist es dann nicht auch wesentlich, dass möglichst viele der aktuell 13 Kataloge von einer Software erfüllt werden?

Prof. Hohmann: Für die Zertifizierung nach GEFMA 444 genügt es, die drei Pflicht-Kataloge zu erfüllen. Dies sind der Basis-Katalog, Fläche und Instandhaltung. Ein System, das die Anforderungen dieser drei Kataloge abdeckt, ist ein CAFM-System gemäß der Definition aus der GEFMA Richtlinie 400, das von uns zertifiziert wird. Die übrigen Kataloge sind die Kür, sie können, aber sie müssen nicht erfüllt werden. Einige Hersteller entscheiden sich auch bewusst gegen eine Vollzertifizierung, weil sie beispielsweise nur bestimmte Marktsegmente adressieren wollen und einige der Kataloge für diese unwichtig sind. Übrigens werden mit der Novellierung der GEFMA 444 im kommenden Jahr zwei weitere Kataloge hinzukommen – Details hierzu wird der AK CAFM der GEFMA nach seinem Treffen im November veröffentlichen.


CAFM-News: Ein Kritikpunkt im AK war auch, dass unser Artikel quasi moniert, dass sich nicht mehr Hersteller zertifizieren lassen…

Prof. Hohmann: Es war nie Ziel der GEFMA, den gesamten Markt zu zertifizieren. Tatsächlich schwebte uns ursprünglich eine Zahl von etwa zehn Systemen vor, denn die GEFMA 444-Zertifizierung soll ein Gütesiegel sein…


CAFM-News: …und nicht eine Art CAFM-TÜV, verstehe. Aber geht der GEFMA durch die Beschränkung nicht einiges an Einnahmen verloren?

Prof. Hohmann: Es ist ein Irrtum, anzunehmen, die GEFMA würde mit der Zertifizierung ein Geschäft machen. Tatsächlich nutzt die GEFMA die Einnahmen zur Kostendeckung, um den Prüfenden ihre Reisekosten zu erstatten und eine kleine Aufwandsentschädigung zu zahlen. Dass sich Professoren mit der GEFMA 444-Zertifizierung eine goldene Nase verdienen, kann ich nicht bestätigen.


CAFM-News: Und dann gab es in dem Artikel noch die Lame Duck …

Prof. Hohmann: Wie schon gesagt sind drei Kataloge verpflichtend, die übrigen die Kür. Dass IBM als US-Amerikanischer Hersteller Tririga in sechs Katalogen zertifizieren ließ, ist daher positiv zu bewerten. Die erste Zertifizierung erfolgte übrigens in der englischen Fassung der GEFMA 444, wie auch bei Axxerion. Deren Rezertifizierung erfolgte jetzt in der deutschen Fassung.


CAFM-News: Sind ausländische Hersteller zögerlicher bei der Zertifizierung?

Prof. Hohmann: Unternehmen aus dem Ausland gehen meist zuerst nach China. In Europa steht der britische Markt im Fokus. Die Hersteller wissen, dass Deutschland bereits ein Überangebot an Herstellern und Produkten ausweist. Das mag das Zögern begründen. Aber natürlich gibt es ausländische Hersteller wie beispielsweise iOffice aus den USA oder MCS aus Belgien, die ihre Produkte mit Sicherheit leicht zertifizieren lassen könnten.


CAFM-News: Prof. Hohmann, vielen Dank für das Gespräch.


Abbildungen: Wikipedia

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