Mit Vorsicht zu genießen: Springer Gabler wirbt um Fachpublikationen

Ratgeber mit Fußangel: der Wissenschafts-Verlag Springer Gabler bietet Open Access Publikationen an – mit CC BY 4.0 Attributierung

Ratgeber mit Fußangel: der Wissenschafts-Verlag Springer Gabler bietet Open Access Publikationen an – mit CC BY 4.0 Attributierung



CAFM-NEWS – Der renommierte Fachverlag Springer wirbt derzeit um Autoren für Fachpublikationen, und zwar vor allem um Autoren von Dissertationen und Habilitationen. Diese will der Verlag je nach gewähltem Modell kostenfrei für den Autoren veröffentlichen.

Der Wissenschafts-Verlag richtet sich primär an Autoren von Dissertationen und Habilitationen. Diese schreibt, wer den Titel Dr respektive Prof. führen möchte. Die gibt es allerdings erst, wenn die jeweilige schriftliche Arbeit auch bei einem Verlag veröffentlicht wird (und bei der Habilitation auch eine Stelle als Professor angetreten wird). Den Druck der Arbeit lassen sich die Verlage häufig gut bezahlen, denn die Auflagen sind klein. Und da sieht Springer eine Chance:

Indem der Verlag den Autoren seine Plattform anbietet, erfüllen diese ihre formale Verpflichtung. Im Gegenzug darf sich der Verlag mit dem Namen und Titel des jeweiligen Autors und seines Fachtextes schmücken. Der Verlag verspricht unter anderem:

  • Weltweiter, uneingeschränkter, kostenfreier Zugriff auf das eBook für alle Leser.
  • Qualitative Titelauswahl inklusive Nennung im Directory of Open Access Books (DOAB).
  • Tagesaktueller Überblick über Verbreitung, Usage und Leserschaft.

Was so gut klingt, hat aber meist einen Haken. Die Directory of Open Access Books, also frei zugängliche Bücher, verweist auf einen solchen Punkt, der auch genannt wird, aber mehr im Nebensatz:

  • Copyright bleibt bei Ihnen / Creative Commons Attribution International
    License (CC BY 4.0).

Eine über Jahre mühsam erstellte Dissertation steht über die Creative Commons Lizenz damit kostenfrei allen zur Verfügung, ebenso jede interessante, weil fundierte Sammlung von Praxis-Erkenntnissen, Forschungsergebnissen und anderem, das anderen hilft. Und zwar für Lau. Und das ist noch nicht alles.

Die CC BY 4.0 besagt nämlich ferner, dass jeder diese Inhalte kopieren, weiter verarbeiten, verbreiten und auch verändern darf, und zwar ausdrücklich auch im Rahmen kommerzieller Nutzung. Wovon der Autor als Spender des Know-hows ebenfalls nicht hätte und sogar Gefahr liefe, dass eine veränderte, aber nicht korrekt gekennzeichnete Überarbeitung seinen Ruf lädiert[KORREKTUR: Veränderungen müssen laut CC BY 4.0 namentlich gekennzeichnet werden und sind gerichtlich anfechtbar. Auf Wunsch sind auch andere CC BY Attributionen möglich, teilt Springer ergänzend mit.].

Der Verlag könnte dagegen aus interessanten Beiträgen kostenpflichtige Sammelbände erstellen oder eine Loseblatt-Sammlung aufsetzen, die zu monatlichen Fixkosten Interessierten Material in die Mailbox spült. [ERGÄNZUNG: Natürlich gilt das – Stichwort Open Access – auch für jeden anderen Verlag.]

Außerdem bietet sich Springer die Chance, schon vor dem Layout an der Aktion zu verdient – wie, das ist auch erklärt, fällt aber ebenfalls nicht sofort als das auf, was es eigentlich ist:

  • Unterstützung bei der Beantragung verfügbarer Open Access Fördermöglichkeiten.

Wer Fördermöglichkeiten geschickt ausschöpft, kann manchen Euro bewegen. In diesem Fall aus einem Fördertopf für die Publikation frei zugänglicher Inhalte in die Kasse des ausführenden Partners Springer. Dass es gerade bei Dissertationen auch Fördertöpfe für reguläre Verlags-Veröffentlichungen gibt, wird nicht erwähnt.

Da stellt sich die Frage, wie fair und lauter dieses vorgeblich nette Förderprojekt tatsächlich ist.

[ERÄNGZUNG: Springer macht darauf aufmerksam, dass Open Access von vielen Promovierenden explizit gewünscht ist. Zusätzlich biete der Verlag zwei weitere Optionen an, die klassische Vorfinanzierung durch den Doktoranden selbst oder ein entsprechende Fördergelder, und ein Basic genanntes Programm, bei dem kein sogenannter Publikationszuschuss, also ein Druckkostenzuschuss, aufzubringen ist. Springer berate die Autoren auch, damit sie über die Konsequenzen ihrer jeweiligen Entscheidung genau im Bilde sind, so ein Verlagsvertreter gegenüber CAFM-News.]



Abbildungen: Springer Gabler




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