Arlo-System: Günstige Video-Überwachung mit WLAN, Infrarot und HD-Auflösung

Alles im Blick: Die Arlo Kamera mit ihrem Kolibri-Logo

(cafm-news) – Vandalismus, abseits gelegene Objekte und Risiken jeglicher Art lassen manchmal Videoüberwachung als Ultima Ratio erscheinen. Leider gehen die meisten Systeme schnell ins Geld oder leisten nur eingeschränkt, was sie sollen. Zumal die Bildqualität lässt bei manchen Kameras zu wünschen übrig und das begleitende System ist bei Setup und Systempflege eher hakelig. Wie es leicht, kostengünstig und sogar mit HD und Infrarot geht, zeigt Netgear mit der recht neuen Arlo-Serie.

Arlo? Das ist ein System, das Mitte vergangenen Jahres auf den Markt kam. Eigentlich für den Heimanwender gedacht, kann es auch im professionellem FM nützlich sein, denn das Grundsystem aus Basisstation und einer Kamera kostet keine 200 Euro. Wer mit klammen Budgets haushalten oder größere Summen nicht ohne Vier- bis Acht-Augen-Prinzip ausgeben darf, mag da ein erstes Mal aufatmen. Es kommt aber noch besser:

Die Arlo-Kamera ist wetterfest, handlich und blickt dank Infrarot auch klar durch die Nacht

Die Arlo-Kamera ist wetterfest, handlich und blickt dank Infrarot auch klar durch die Nacht


Arlo Kameras
Die Arlo-Kamera des Grundpakets ist batteriegetrieben. Sie braucht vier Batterien des Typs CR-123 mit 3 Volt, die aus Fotoapparaten bekannt sein dürften und im 10-er Pack aktuell knapp 13 Euro kosten. Sie halten laut Netgear vier bis sechs Monate. UPDATE: Nach sechs Wochen Betrieb mit der Videoeinstellung optimal, die Batterielebensdauer und Videoqualität aufeinander abstimmt, liegt die Kapazität der Batterien noch bei 81 Prozent, wobei die Videoqualität nicht ermöglicht, ein Autokennzeichen in einem Abstand von gut fünf Metern zu lesen.

Die Arlo-Kamera ist spritzwasserfest, outdoorgeeignet, arbeitet in einem Temperaturfenster von -10 bis +50 Grad Celsius und löst mit maximal 720 dpi auf. Das kann sie tagsüber in Farbe und des Nachts mit Infrarot. Dann sind zwar alle Katzen grau, aber trotzdem ordentlich scharf. Und nicht nur die Katzen.

Wer es gerne schärfer hätte, greift zur separat erhältlichen Arlo Q. Sie ist zwar nur eingeschränkt für den Außeneinsatz geeignet, bietet dafür aber eine Bildauflösung von 240 bis 1080 dpi, ebenfalls mit Nachtsicht on demand. Dazu beherrscht sie bidirektionales Audio, soll heißen, sie hat Mikrofon und Lautsprecher an Bord. Damit kann sie auch durch Geräusche aktiviert werden und als Gegensprechanlage dienen. Im Gegenzug wünscht sie sich einen Stromanschluss, damit ihr 5-Volt Netzteil über ein gut vier Meter langes USB-Anschlusskabel ausreichend Energie anliefert.

Arlo goes WLAN
Für die Daten-Verbindung mit ihrer Basisstation kommen die Arlos dagegen ohne Kabel aus – WLAN genügt, das Netgear natürlich verschlüsselt hat. Die kleinen Batterie-Kameras nutzen das WLAN ihrer Arlo-Basis. Die Arlo Q nutzt dagegen auf ein vor Ort verfügbares WLAN und kann daher auch als stand-alone Kamera laufen. (Ein Beispiel-Szenario folgt in Kürze.)

Die Möglichkeiten verbessern zudem die WLAN-Reichweite der Kameras. Sie beträgt bei optimaler Sicht 90 Meter, so der Hersteller. Von diesen können wir allemal 40 Meter bestätigen – von einem Garagenhof in ein Gebäude mit der Basis ungefähr mittig in diesem platziert, also mit Fensterflächen und Wänden zwischen Sender und Empfänger. Das ist akzeptabel und sollte reichen, um mehrere Objekte in einem größeren Radius über die selbe Basis mit Video zu versorgen.

Arlo Set-up
Das Arlo-System in Betrieb zu nehmen ist praktisch narrensicher und funktioniert über Webbrowser und auch über die App für Android ab Version 4.0.3 oder die App für iOS ab Version 7.

Für das Set-up ist zuerst ein Nutzer-Konto auf dem Arlo-Server anzulegen. Über dieses werden alle Kameras und die Basisstation verwaltet. Nachdem die Basis registriert ist, dann können die Kameras folgen. Für Arlo wie Arlo Q gibt es einen Dialog, der Schritt für Schritt durch das Pairing führt. Mit den Arlos ist es denkbar einfach: In Fenster 1 die Arlo-Kamera auswählen, in Fenster 2 die Funkquelle, gemäß Fenster 3 an beiden Geräten die Sync-Tasten drücken, schon ist alles gelaufen.

Für das Set-up der Arlo Q reicht es, einen QR-Code zu scannen – vom Handydisplay klappte das leider nicht sofort

Für das Set-up der Arlo Q reicht es, einen QR-Code zu scannen – vom Handydisplay klappte das leider nicht sofort, wohl aber vom 24″-Monitor


Arlo Q Set-up
Mit den Arlo Q ist es ähnlich leicht: Kamera mit Strom versorgen, Boot-Prozess abwarten, WLAN-Netzwerk auswählen, den anschließend generierten QR-Code vor die Kamera halten, Quittungston im Set-up-Dialog bestätigen und warten, bis das Pairing abgeschlossen ist. Bei unserem Test lief es annähernd so gut, allerdings war der erste Anlauf mit einem iPhone 4s bei hohem Kontrast von Display und Umgebungslicht nicht vollständig erfolgreich: Die Arlo Q zeigte mit einer konstant leuchtenden blauen LED zwar an, dass sie mit dem WLAN verbunden ist, in der Kamera-Übersicht war sie aber nicht zu finden. Ein zweiter Versuch mittels Webbrowser und imposanten QR-Code auf einem 24″-Bildschirm verlief dagegen erfolgreich.

Einmal gepairt – immer erreichbar
Gut ist, dass eine einmal gepairte Arlo oder Arlo Q ihre Partner nicht vergisst, wenn sie mal vom Strom getrennt ist. Das ist nicht bloß für den Batteriewechsel bei der Arlo sinnvoll. Es lassen sich damit auch ganze Arlos-Systeme im Büro vorbereiten und anschließend onsite installieren, ohne vor Ort noch ein Set-up durchführen zu müssen. Oder die Basis kann vom Netz getrennt werden, um ihren Platz zu wechseln und den Empfang zu verbessern. Und wenn eine höher auflösende Arlo Q eine Arlo ersetzt, zum Beispiel an einer Außentür, kann die wetterfeste Arlo für neue Aufgaben genutzt werden, zum Beispiel für die Überwachung eines ungeschützten Kellereingangs oder des Garagenhofs.

Einfach auf den Zaun geklemmt - die wetterfeste Arlo Kamera kann auch einen Garagenhof im Visier behalten

Einfach auf den Zaun geklemmt – die wetterfeste Arlo Kamera kann auch einen Garagenhof im Visier behalten


Arlo-Kameras montieren
Die Arlo-Kameras sollten minimal zwei Meter über dem Boden leicht nach unten geneigt aufgehängt werden. Hierfür gibt es verschiedene Optionen: Im Lieferumfang finden sich zwei Metall-Halbschalen, an deren die Arlo mit ihrer magnetischen Rückseite Halt findet. Die Metallhalter können mit Schrauben an Wand, Decke oder anderem befestigt werden, schon ist die Arlo aufgebaut.

Wer es etwas solider möchte, kann den separat erhältlichen einstellbaren Stativ aus Metall erwerben und die Arlo mittels 3/8-Zoll Stativgewinde an seinem kleinen Kugelkopf arretieren, der mit einem rund zehn Zentimeter langem Metall-Wandhalter verbunden ist. Das schaut professioneller aus und verringert das Risiko, dass jemand schnell mal zufasst und die Arlo-Kamera in einer fremden Tasche landet – Magnete sind bekanntlich freigiebig.

Um die Arlo besser zu tarnen oder vor Wetter zu schützen, gibt es übrigens separat erhältliche Silikonbezüge in Dreiersets, unter anderem in schwarz und im Set mit schwarz, moosgrün und camouflage. Dann fallend die weißen Wächter nicht gleich ins Auge, während sie alles sehen, und können auch mal satt beregnet werden.

Für die perfekte Montage der Arlo Kameras hat Netgear eigens ein Paar Grafiken entwickelt

Für die perfekte Montage der Arlo Kameras hat Netgear eigens ein Paar Grafiken entwickelt


Arlo Q montieren
Etwas anders verläuft die Montage der Arlo Q. Sie hat einen eigenen Standfuß, der magnetisch ist und auf Metall sicher haftet. Eine mitgelieferte flache Montageplatte ermöglicht es, die Arlo Q an einer Wand oder anderem zu befestigen: Platte fixieren, Arlo Q einschieben, fertig. Natürlich muss für die Arlo Q immer eine 5-Volt-Stromquelle verfügbar sein. Und soll sie im Außenbereich montiert werden, ist ein verlässlicher Wetterschutz unverzichtbar.

Arlo Kameras ausrichten
Die Arlo-App bietet noch einen netten Vorzug, der bei der Montage der Arlo- und Arlo Q-Kameras hilft: eine Live-Ansicht des aktuellen Kamerabildes. Hierdurch lässt sich die Optik perfekt ausrichten, so dass sie genau den Bereich erfasst, der auch überwacht werden muss. Fehlschüsse und mehrfaches Hin- und Hergelaufe entfallen zuverlässig.

Arlo wie auch Arlo Q nehmen Bewegung in einem Umfeld von 0,6 bis 4,5 Metern wahr, heißt es im Arlo Prospekt. Da die Arlo ein Fixfokus-Objektiv hat, sollte die Entfernung tatsächlich unendlich sein – wobei ganz hinten wohl nicht viel zu erkennen sein wird, weil irgendwann die sich bewegenden Objekte auch in der Vergrößerung zu klein sein werden.

Optimal für Arlo-Kameras ist, wenn die Bewegung quer zur Ausrichtung verläuft, Erkennung direkt auf die Kamera zu ist nicht so gut, raten der Set-up Tipps. Eine beim Test zur Türüberwachung angebrachte Arlo störte sich aber nicht am frontalen Zulauf und lieferte zuverlässig Bilder der Probanden.

Pause während der Arbeitszeiten – mit Zeitplänen lassen sich die Arlo-Kameras individuell und auf die Minute genau aktivieren

Pause während der Arbeitszeiten – mit Zeitplänen lassen sich die Arlo-Kameras individuell und auf die Minute genau aktivieren


Arlo System individualisieren
Um Energie zu sparen oder wenn die Kameras nur zu bestimmten Zeiten in Betrieb sein müssen, lassen sich den einzelnen Arlo und Also Q-Kameras eigene Modi zuordnen, darunter individuelle Zeitpläne und als Beta Geofencing. Dann erkennt die Kamera, ob ein bestimmtes Handy vor Ort ist, und macht die Aktivierung hiervon abhängig – und zwar für jede Kamera separat einstellbar. Derzeit ist die Funktion aber noch nicht optimal: Bei vier Kilometern Abstand von der Basis waren im Test die Kameras weiterhin deaktiviert, obwohl als Radius klein angegeben war, was die integrierte Karte mit rund 50 Metern anzeigte. Nach der Umstellung auf den regulären Modus Aktiviert schalteten sich die Kameras nicht reproduzierbar immer wieder in den Modus Deaktiviert.

Die Arlo Q ist noch einen Schritt professioneller, weil sich zusätzlich in ihrem Vorschaubild bis zu drei Zonen anlegen lassen, denen spezielle Funktionen zugewiesen werden können, zum Beispiel, dass nur sie als Auslöser dienen. Das ist wichtig, wenn die Kamera neben Aktivitäten auf privatem Gelände auch solches im öffentlichen Raum oder in Nachbars Garten aufzeichnen würde, denn das verletzte die Persönlichkeitsrechte der Aufgezeichneten. Zudem lässt sich das Kamerabild zoomen, allerdings handelt es sich nur um einen Digitalzoom: Er ändert den Bildausschnitt, in dem er die eingebundenen Pixel reduziert, so dass die Auflösung faktisch schlechter wird. Den selben Effekt hat ein Ausschnitt des Vollbilds am Computer.

Wie Arlo alarmiert
Netgear setzt für die Bewegungserkennung bei den Arlo-Kameras Wärmesensoren ein, weshalb sie bei stark isolierenden Fenstern Bewegungen im Außenbereich nicht wahrnehmen, warnt Netgear im Support-Forum. Mit einer Arlo im Innenraum hinter einer großen Glas-Schiebetür bekamen wir den Wärmesensor-Effekt direkt zu sehen: Die Aufnahme begann grundsätzlich mit der letzten wahrgenommene Bewegung – dem Schließen der Schiebetür, nachdem die jeweilige Person in das Gebäude getreten war. Wer die Kameras zu Prävention und Einbruchsschutz einsetzen möchte, hat andere Prioritäten.

Das scheint für die Arlo Q nicht zu gelten, wie unser Test zeigt. Diese erfasst auch hinter den Doppelscheiben platziert Personen in 4 Metern Entfernung zuverlässig und dokumentiert, wer sich vor der Isolier-Verglasung bewegen.

Hat eine Arlo oder Also Q-Kamera etwas erkannt, kann sie je nach Einstellungen im System eine Push-Benachrichtigung und/oder eine E-Mail versenden. Der E-Mail beigefügt ist ein Standbild, ein Klick darauf führt zu der Videopassage. Diese ist minimal 10 und maximal 120 Sekunden lang – die jeweilige Länge wird für jede Kamera separat im Online-Portal eingestellt. Die Videos liefern in der Regel verlässliche Aufnahmen mit guter Videoqualität, so dass Personen recht zuverlässig erkannt und identifiziert werden können.

Aufpassen muss man allerdings, wenn auch nachts Bilder nötig sind und die Kameras durch ein Fenster nach außen blicken. Das Glas des Fensters reflektiert nämlich das Infrarotlicht, so dass bei ungünstiger Ausrichtung wichtige Bereiche überstrahlt werden. Dann heißt es nachzujustieren oder aber die Kamera nach außen zu verfrachten.

Cloud-Speicher inklusive
Damit die Videos sicher verwahrt sind, bietet Netgear drei Speicher-Services an. Im Basis-Service werden die Bilder von bis zu fünf Kameras für 7 Tage kostenlos in der Cloud gesichert und dann gelöscht – der Service gilt aber für die Lebensdauer der Kamera. Der Premium-Service speichert für 30 Tage die Bilder von bis zu zehn Kameras und kostet monatlich 8,99 Euro, im Jahresabo 89 Euro. Bis zu 15 Videokameras betreut der Elite-Service, der für 13,99 Euro monatlich oder 139 Euro im Jahr die Bilder sogar 60 Tage lang verwahrt. Er ermöglicht es auch, bis zu drei Basis-Stationen einzubinden, während die beiden günstigeren Angebote jeweils nur eine Basis integrieren.

Wer die Arlos im CVR-Modus betreiben will, also non-stop aufzeichnen möchte, findet auch hierfür ein Cloud-Angebot. Die Videos einer einzelnen Arlo Q für 14 Tage zu speichern kostet hier 8,99 Euro im Monat oder 89 Euro im Jahr, 30 Tage Speicherung kosten 17,99 Euro oder 179 Euro im Jahr. Für jede weitere Arlo Q ist nur die Hälfte des jeweiligen Betrages fällig.

Unter Aspekten des Datenschutzes ist erfreulich, dass die Arlo-Server in der EU stehe. Damit unterstehen die Sicherungen den relativ strengen Datenschutz-Anforderungen der Europäischen Gemeinschaft, auch wenn Netgear aus den USA kommt. Leider bietet Netgear derzeit keine Option an, die Video-Sequenzen auf einer privaten Cloud zu speichern, beispielsweise einem NAS im Büro. Das wäre auf jeden Fall sinnvoll und sollte auf die To-Do Liste der Entwickler.

Fazit
Mit dem Arlo-System hat Netgear eine sehr günstige, pfiffige und leistungsfähige Alternative für Videoüberwachung in semiprofessioneller Qualität auf den Markt gebracht. Das System ist praktisch out-of-the-box einsatzfähig und punktet mit robusten Kameragehäusen (Arlo) und ordentlicher Bildqualität. Die Arlo wie die Arlo Q sind kompakt und beide lassen sich sehr einfach montieren und ausrichten. Der in den Service integrierte Cloud-Speicher für Videos bietet ein wichtiges Plus an Sicherheit, die einfach zu nutzenden Apps und die zuverlässige Alarmierung per Push- und E-Mail-Nachrichten sind sehr hilfreich.




Ungefähre Marktpreise (Mai 2016)

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Abbildungen: Netgear, CAFM-News

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2 Antworten

  1. Hallo Herr Brunsch,die Arlo Q arbeitet mit USB, also mit 5V. Das erlaubt auch Bastellösungen, könnte ich mir vorstellen. Das WLAN für die Übertragung ist bei der Arlo Q frei wählbar – es kann also auch Ihr Smartphone als Hotspot sein. Alternativ gibt es WLAN-Router für unterwegs, die Akku betrieben sind und mit LTE arbeiten, zum Beispiel den Netgear AirCard AC785-100EUS. Und falls permanente Überwachung gewünscht ist, lassen sich gewiss auch Solarzellen nutzen.Im Juni soll übrigens die Arlo Q Plus kommen, die neben PoE auch eine SD-Karte an Bord hat, auf der sie ihre Aufnahmen speichert – parallel zur Cloud. Und auch, wenn keine Cloud da ist! Diese Kamera sollen wir auch zum Testen bekommen.Beste GrüßeThomas Semmler.

  2. Lars sagt:

    Das Produkt scheint mir als Jäger eine super Alternative zu gängigen Wildkameras zu sein, zumal der Preis um gut 30 bis 40 Prozent niedriger ist. Dann gilt es nur die Sache mit dem Strom und dem WLAN im Wald zu lösen…

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