CAFM-Zahl der Woche: 170
CAFM-NEWS – Die CAFM-Zahl dieser Woche ist die 170, denn um diese Zahl in Prozent verteuerte sich in den vergangenen Monaten der Baustoff Gips. Das ist nicht schlecht für Knauf und Co, könnte den ein oder anderen Bauherrn jedoch erschüttern, denn nicht nur Gips wird teurer, sondern Baustoffe allgemein.
Ob Holz, Beton, Dachschindel, Teerpappe oder Ziegel – die Preise steigen. Aber nicht so moderat, wie es die übliche Inflation am Jahresende mit einstelligen Werten offenbart. Aktuell geht es in die Vollen. Gips ist 170 Prozent teurer – sein Preis hat sich also mehr als verzweieinhalbfacht. Ok, das liest sich doof. Daher in Zahlen: Statt 100 Euro zahlen Bauherr und Baufrau jetzt 270 Euro. Und das ist nur der Gips.
Misslich ist so eine Preissteigerung beispielsweise, weil Gips im (CA)FM immer wieder gebraucht wird, nämlich für Umbauten im Gebäudebestand. Die sind der architektonische Ausdruck des Wandels, den der schöne technokratische Begriff Umnutzung beschreibt.
Natürlich lassen sich Stimmen vernehmen, die lautstark eine gezielte Recyklierung von Baustoffen einfordern. Das ist in gewissem Rahmen durchaus möglich, bei Gips aber noch schwieriger als bei gebrochenen Dachlatten. Und die besondere Ironie:
Für Gips, liebe Ökos, brauchen wir mitunter auch Kohlekraftwerke, und die werden hierzulande spätestens 2038 abgeschaltet. Moment… – Kohlekraftwerke?
Tatsächlich entsteht Gips unter anderem bei der Entschwefelung der Abgase fossiler Brennstoffe. Ohne Kohlekraftwerk weniger Gips. Beispielsweise hat das Kohlekraftwerk in Hamburg Moorburg im Jahr 200.000 Tonnen davon produziert. Bis zum Ende des vergangene Jahres. Jetzt ist der Bauboom da, das Kraftwerk aus und der Gips weg. Jedenfalls der von der Elbe.
Und nun?
Stehen wir da mit dem halbfertigen Rohbau. Dem im neuen Siedlungsgebiet wie auch dem, der die Zukunft der Gipsversorgung betrifft. Es scheint beinahe so, als sei manche umweltpolitische Entscheidung im Kern richtig, aber in der Komplexität ihre Folgen gezielt einseitig oder fahrlässig nicht vollständig durchdacht.
Gut möglich aber auch, dass wir gar keinen Gips mehr brauchen sollen. Kalkzementputz ist für Feuchträume eh besser. Und Lehmputz schafft ein angenehmeres Wohnklima. Beides ist zwar teurer und auswändiger zu verarbeiten, aber auch haltbarer und gesünder. Sollte uns das nicht auch was wert, im Baugewerbe und darüber hinaus?
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Abbildungen: CAFM-News
Die CAFM-News präsentieren die Zahl der Woche in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Technisches Facility Management am Fachbereich Duales Studium der HWR Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin und ihrem Dozenten Ralf Rieckhof, im Hauptberuf Consultant bei pit-cup