INservFM 2017: Aller guten Dinge sind drei

Putzig: Dass die Messe, die vom Hausmeister-Image weg will, einen Challenge mit Putzfahrzeugen startet, entbehrt nicht einer gewissen Ironie

Putzig: Dass die Messe, die vom Hausmeister-Image weg will, einen Wettbewerb mit Putzfahrzeugen startet, entbehrt nicht einer gewissen Ironie; Foto: Mesago/Thomas Klerx



CAFM-NEWS – „Die INservFM zeigte sich 2017 wieder als professioneller Marktplatz für Facility Management und Industrieservice in der D-A-CH Region. Die Veranstaltung überzeugte sowohl mit einem breitgefächerten Produkt- und Dienstleistungsportfolio auf der Messe als auch mit top-aktuellem Expertenwissen im Kongress.“ Schreibt Messeveranstalter Mesago in der Abschluss-Pressemeldung. So weit, so gut?

Wie man’s nimmt. Um die Güte ihrer Messe zu bezeugen, nehmen Veranstalter gerne Zahlen zu Hand. Der Grundtenor: Mehr Aussteller, mehr Besucher, mehr Fläche, mehr Themen.

Und wie sahen die Zahlen in Frankfurt aus? Die Liste ist kurz und von der Mesago nicht kommentiert:

  • Aussteller: 128
  • Besucher: 4.157
  • Kongressteilnehmer: 474

Die Ausstellerzahl sei um sieben Prozent gestiegen, teilten Messe-Mitarbeiter schon am Morgen des ersten Tages mit. Dass sich mit dem Newcomer-Pavillion und weiteren Gruppenständen einige von diesen auf kleinstem Raum drängelten, sagten sie nicht. Und ebenso nicht, dass die Ausstellungsfläche als Konsequenz dessen um 6,5 Prozent zurück gegangen war.

Die Flächenschrumpfkur wäre den meisten wohl auch nicht aufgefallen, denn zum ersten Mal war die Halle bis zum hinteren Winkel mit Messegeschehen befüllt – wobei das hintere Viertel ein Putzparcour von Nilfisk war. Ein Unterhaltungsprogramm, das über die drei Tage rund 400 Messebesucher nutzten. Und das Zweifel aufkommen lässt, wie ernst es der Branche ist, ihr Image der Hausmeister und Putzkolonnen abzulegen.

Geschrumpft ist auch die Besucherzahl, um genau 80 Personen. Das ist nicht ganz so wild, obwohl es zeigt, dass die Tendenz, die Messe nicht als Muss zu sehen, weiterhin gegeben ist.

Kritischer ist da schon, dass die Zahl der Kongressteilnehmer ebenfalls gesunken ist, um 97 Personen. Das ist rund ein Sechstel und sollte ernst genommen werden. [Update:] Die Schrumpfkur ist laut Mesago eine Folge des Wegfalls eines Slots für Industrie-Service. [/Update] Problematischer ist, dass Kongress-Besucher später an den Ständen rund um den CAFM-Marktplatz beklagten, die Referenten hätten für einen Fachkongress erschreckend dünne Bretter gebohrt und mancher Beitrag sei eher eine Werbeverkaufs-Veranstaltung gewesen.

Mehr als kritisch ist, dass es den Organisatoren auch in Jahr zwei der Messe nicht gelungen ist, die Industrieservice-Dienstleister für das neue Messeformat zu begeistern – es waren lediglich drei von ihnen vor Ort, und nur zwei von diesen zählen zu den 15 führenden Anbietern in der jüngsten Lünendonk-Liste zur Branche. Dass der WVIS als Verband der Industrieservice-Dienstleister sein weiteres Engagement für die INservFM in Frage stellt, passt da erschreckend gut ins Bild.

Und nun?

Aller guten Dinge sind drei!

Die Mesago hat schon das Datum für die INservFM 2018 bekannt gegeben: Sie wird vom 27.02. bis 01.03.2017 an bekannter Stätte stattfinden.

Fraglich ist, ob das eine gute Idee ist, denn Kongress und Messegeschehen sind in Halle 11 räumlich autark, und wer nicht will, muss nicht in die Ausstellungshalle gehen. Nicht einmal zum Essen.

Das verwunderte übrigens Prof. Geoff Williams, der gemeinsam mit Prof. Michael May die zweite Auflage von The Facility Manager’s Guide to IT vorstellte. In den USA und Kanada würden Fachkongresse mit angeschlossenen Ausstellungen zur Mittagszeit für drei Stunden unterbrochen, sagte er im Gespräch beim Fest der Möglichmacher. Warum das geschieht?

Das Mittagessen wird in den Staaten mitten in der Messehalle gereicht, und so kommt jeder Kongressteilnehmer an den Ständen vorbei. Würden statt Nilfisk die Caterer unter den Ausstellern die diesjährige Putzfläche bespielen, hätte das denselben Effekt.

Ein Mittagessen im Ausstellerrund wird aber nicht reichen. Der Satz Wir sind eine Branche, wenn wir eine Messe haben, muss allemal modifiziert werden, wenn die INservFM eine Zukunft haben will. Der Ansporn muss sein: Wir sind eine Branche, wenn wir eine Messe voll haben!

Selbst wenn die Qualität der Gespräche über fast alle Stände hinweg besser als im Vorjahr war, die Zufriedenheit der Aussteller, zumal im CAFM-Bereich, war es nicht. Und dort köchelt es schon länger, zuletzt im Ausstellerbeirat, als die Messe nachdrücklich zu mehr Kooperation aufgefordert wurde.

Nun ließe sich einwenden, die CAFM’ler machten nur rund 30 der Aussteller aus. Sie belegen inzwischen aber fast ein Drittel der Ausstellungsfläche. Die Wünsche der Aussteller – auch der anderen – aufzugreifen, sollte also gesetzt sein.

Vor allem aber muss die Messe endlich als Marke in den Köpfen verankert werden, sowohl bei den aktuellen Besuchern als auch bei denen, die noch nicht auf die Messe kommen, aber über die Ausgaben für die angebotenen Dienstleistungen und Produkte entscheiden.

Das erfordert ein besseres Marketing und professionellere Pressearbeit – von allen Beteiligten. Anderenfalls droht weiterer Aderlass und es passiert im Großen doch noch, wovon ein Messegast im Kleinen berichtete, der am Bahnhof in ein Taxi stieg:

„Ich sagte zum Taxifahrer: Messegelände Halle 11, bitte. Und der Taxifahrer sagte zu mir: Warum? Es ist doch gar keine Messe.“


Abbildungen: Mesago/Thomas Klerx; Thomas Semmler




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Eine Antwort

  1. Sehr gut geschrieben.
    Endlich die nächste Stimme die nicht im gewünschen Mainstream der Mesago eine Beifallsbekundung zum Besten gibt. Leider scheint sich aber immer noch nichts am Messekonzept zu ändern. Die nächste Messe ist schon wieder geplant und man scheint auf das „bewährte“ Konzept der vergangenen Jahre zu setzen.
    Sicher wird sich der eine oder andere Aussteller eine erneute Teilnahme gründlich überlegen. Wir tun das auch und suchen schon nach einem adäquaten Messeplatz für 2018 um das Thema CAFM dort besser zu platzieren.

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