Firmen führen wie Kim Jong-un

Mikal Hem: Wie werde ich ein guter Diktator? Schnell Aufsteigen, lange bleiben, viel Geld amchen

Mikal Hem: Wie werde ich ein guter Diktator? Schnell Aufsteigen, lange bleiben, viel Geld amchen


(cafm-news) – Zugegeben, ein ausgewiesener Management-Ratgeber für Unternehmensführung ist es nicht unbedingt. Aber in Zeiten, in denen Sun-Tsu, Macchiavelli und Clausewitz parallel oder nacheinander als Tippgeber für die Steuerung von Betrieben und Mitarbeitern gelesen werden, könnte sich auch ein Blick in die rund 200 Seiten des Norwegers Mikal Hem lohnen. Der Titel seines Buches: Wie werde ich ein guter Diktator.

Hem hat einen Teil seiner Kindheit in Simbabwe unter der Regierung von Robert Mugabe verbracht, er kennt das Leben in der Diktatur also aus eigener Erfahrung. Das Thema hat ihn nicht mehr los gelassen, und so hat er über die Jahre ein stattliches Panoptikum der Diktatoren zusammen getragen: Neben Mugabe gehören dazu auch Saddam Hussein und Hosni Mubarak, diverse Könige, Emire und Sultane aus arabischen und asiatischen Ländern, mehr oder weniger demokratisch gewählte Diktatoren aus der europäischen Nachbarschaft wie Putin und Lukaschenko und auch Familien-Dynastien, bei denen es Hem vor allem die Herren Kim aus Nordkorea angetan haben.

In seinem Buch trägt er die Tricks und Kniffe zusammen, mir denen die jeweiligen Herrscher an die Macht gekommen sind. Das Potpourri reicht von drolligen Missverständnissen bis zur generalstabsmäßigen geplanten Dekonstruktion einer Demokratie. Hem beschreibt die Strategien, mit denen sich die Diktatoren an der Macht halten, und welche Mechanismen hierbei übergreifend funktionieren. Und natürlich fehlt auch nicht, wie ein Diktator sein Land um seine Schätze erleichtert.

Das Ganze trägt Hem lakonisch-ironischen im Ton eines Berufsratgebers vor, und das macht die Lektüre erschreckend amüsant. Trotzdem liefert Hem, der in Oslo als angesehener politischer Redakteur arbeitet, bei aller Ironie eine gute Analyse der Grundbedingungen, die Diktaturen möglich und Diktatoren erfolgreich machen. Und die Qualität seiner Analyse macht den eigentlichen Wert des Buches aus.

Und wo ist jetzt die Unternehmensführung? Vom Großen auch auf’s Kleine reflektiert, könnte das Buch manchen paranoid veranlagten Geschäftsführer noch igeliger werden lassen. Und von untern nach oben gedacht könnte es manch ambitionierten Mitarbeiter, Mitbewerber oder eine Zufallsbekanntschaft zu ungeahnten Höhenflügen motivieren. Aber vermutlich nur, wenn bei den betreffenden Applikanten auch Sun-Tsu, Macchiavelli und Clausewitz im Bücherregal stehen. So bleibt das Buch vor allem eine leichte und lehrreiche Lektüre.


Abbildungen: Riemann Verlag/Randomhouse

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